Sonnensammler
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 Die Sonne des Wassers

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BeitragThema: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:37 pm

Zwei Wochen waren vergangen. Zwei Wochen, in denen sich die Gruppe der Sonnensammler von der Stadt Wyndra aus nach Südwesten begeben hatte. Strecken an Land hatten sie zu Fuß zurückgelegt, Strecken auf dem Wasser mithilfe von kleinen Booten.
In diesen zwei Wochen war viel passiert. Die Gruppe hatte sich besser kennen gelernt. Freundschaften waren entstanden, neue, junge Bände wurden zwischen einzelnen Mitgliedern geknüpft. Doch diese Bände waren nicht immer positiv. Natürlich gab es auch Abneigungen, doch die Gruppenführer Kyasha und Nastassia waren sehr um einen Zusammenhalt bemüht. Ein Abenteuer bestand man nur, wenn es Eintracht und Frieden gab.

Je weiter sie in die Region der Flüsse und Seen vordrangen, desto schwieriger wurde das Vorankommen. Wild und unberührt war dieser Teil der Region und so war es kein leichtes Unterfangen, den richtigen Weg zu finden. Die alten Karten beschrieben zwar, wie man an den Ort kam, doch musste die Gruppe viele Umwege gehen. Nur dank der Navigation von Rani und Alexej, sowie den Spähkünsten von Liv, Sheyren und Mirror fanden sie schließlich ihr Ziel: den größten See der Region.
Auf einer Halbinsel, so sagte die Karte, war die Sonne verborgen. Bewacht von einer Seeschlange, hieß es.
Bis jetzt war von der Schlange nichts zu sehen, bis jetzt war alles still. Nur die Tiere und der Wind waren zu hören.

Eines stand für die Gruppe fest, als sie die Halbinsel erreichten. Noch an diesem Tag würde die Sonne des Wassers gefunden werden.
Allerdings erwies sich das ganze als Schwieriger als gedacht. Das Wetter wollte nicht mitspielen. Obwohl es früh am Tag war, war der Himmel dunkel. Donner grollte und leichter Regen fiel auf die Gruppe der Sonnensammler nieder.
In kleinen Grüppchen sollten sie die Insel erkunden, suchen und sehen, ob sie etwas fanden. Später würde sich die ganze Gruppe wieder Treffen.
Doch zuerst musste die Expedition im Regen stattfinden…
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:40 pm

Asmodin

Was für eine selten doofe Idee.
Nein, keine Kritik an der heiligen Anführerin. Es war schließlich nur Wasser. Und Wasser war nichts schlimmes, er war ja nicht aus Zucker. Aber trotzdem musste er zugeben, dass das Wasser ihm nicht sonderlich gut tat. Was erwartete er auch anderes?
Nicht lange, nachdem sich die Gruppe geteilt hatte, um auf der Halbinsel nach der Sonne zu suchen, war er nass bis auf die Knochen. Das silbrige Haar klebte ihm am Kopf, wodurch die Dämonenhörner noch mehr hervorstachen als sonst. An ihnen liefen Regentropfen hinunter. Mit großer Sorgfalt bahnten sie sich ihren Weg durch das Haar, über seine Stirn, die Wangen bis zu seinem Kinn, von wo aus sie auf den Boden fielen und sich der nassen Erde anschlossen.
Asmodin fror. Ohne eine vernünftige Oberbekleidung war das bei dem Regen und dem leichten Wind kein Wunder. Die Kapuze hatte er aufgegeben, nachdem auch diese, wie der Rest des zerfetzten Umhangs, komplett durchnässt war. Die ganze Sache wäre halb so schlimm, wenn er einen Frauenkörper bei sich gehabt hätte, der ihn wärmen könnte. Aber nein, er hatte ja darauf bestanden, alleine loszuziehen. Als Jäger würde ihm ja nichts passieren.
Und nun stand er da, unter einem Baum, mitten im Gestrüpp der zugewucherten Halbinsel und fror. Langsam hob er den Kopf, legte ihn in den Nacken. Er spürte, wie die Wassertropfen an seinem Hals hinunter rannen, statt vom Kinn zu tropfen. Eine Gänsehaut kroch seinen Rücken hinab und er gab ein leichtes Seufzen von sich. Wo die anderen wohl steckten? Er war als Erster gegangen und hatte nicht darauf geachtet, wohin Vermillion und Kyasha verschwunden waren. Sicher streunten sie auch irgendwo durch den Regen und verfluchten sich dafür, dass sie den Schauer nicht hatten abwarten wollen. Es sah allerdings nicht so aus, als würde das kleine Unwetter bald verschwinden. Die Wolken waren grau und bedrohlich. Dass die Sonne heute noch mal scheinen würde, bezweifelte er. So schlimm wäre das ja nicht, wenn da nicht dieser fiese Regen wäre.
Mit einem weiteren kleinen Seufzer ließ er den Kopf wieder sinken und blickte sich um. Nichts zu sehen, nichts zu hören. Im Moment jedenfalls nicht. Vielleicht sollte er sich aufmachen, um eines der anderen Gruppenmitglieder zu finden. Wenn sie zu zweit oder zu dritt wären, wäre der Regen sicherlich nicht mehr so schlimm. Über Vermillions Gesellschaft würde er sich sogar richtig freuen. Aber das Risiko, dass er nicht Vermillion, sondern einem anderen Mitglied über den Weg lief, war ihm zu groß. Gegen die meisten hatte er ja nichts. Er hatte sogar einen Lehrling an den Hacken. Nein, das war der falsche Ausdruck, denn Vivaldi störte ihn nicht wirklich. Die anderen waren auch alle soweit in Ordnung… Bis auf Nastassia. Er konnte nicht anders, die Vizeanführerin mochte er irgendwie nicht. Seine Hand wanderte zu seinem Haar. Sie hatte ihm beinahe den ganzen Kopf verbrannt. Sowas musste er nicht mögen. Obwohl sie eine Frau war.
Weib in Teufelsgestalt.
Der Regen und die Kälte machten ihm wirklich schlechte Laune, wenn er schon anfing, andere zu beleidigen. Asmodin schlang die Arme um seinen Oberkörper und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Baum. Er passte noch gerade so unter die Krone. Mit seinen knapp zwei Metern war er meist der Größte der Anwesenden. Nur wenige Zentimeter über seinem Kopf begann das Gewirr aus Ästen und Blättern. Von dort kamen zwar ein paar Dicke tropfen runter, aber immer noch weniger, als wenn er unter freiem Himmel auf einer Lichtung stehen würde.
Die Insel musste ziemlich groß sein. Er war vom Ausgangspunkt ein gutes Stück gewandert und noch nicht am Wasser angelangt. Na ja, das würde er auch kaum, wenn er weiter Schutz unter einem Baum suchte. Schutz oder Regen und Gesellschaft?
Hach, was für eine schwere Entscheidung!


(Unter einem Baum im Urwald der Halbinsel // Alleine)
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:41 pm

Alexej

Was für äußerst unerfreuliche zwei Wochen. Äußerst, äußerst unerfreulich. Arbeitsreich und unproduktiv. Denn seiner eigentlichen Arbeit hatte der Rothaarige nicht nachgehen können. Viel zu sehr war er damit beschäftigt, auf der Karte den richtigen Weg zu finden. Den Weg zur Sonne des Wassers. Meine Güte, als ob Reichtum alles wäre! Reichtum war eine Zierde, was wirklich zählte war das, was dahinter steckte: Die verdorbene Seele des Menschen, die schon bald in den Besitz des Rothaarigen übergehen würde. Nichts als leere Worte, wie sich herausstellte. Dementsprechend war seine Stimmung nicht gerade die eines Kindes, das einen Haufen klebriger Süßigkeiten gefunden hatte. Seine Laune war wirklich die eines Teufels, der langsam Hunger bekam.
Bis jetzt hatten sich nur wenige Gelegenheiten zum speisen ergeben. Eine, ehe sie die Stadt Wyndra hinter sich gelassen hatten. Dort hatte er seine Vorräte um drei aufgestockt, drei weitere Unterschriften auf seinen Verträgen gesammelt. Die zweite Gelegenheit hatte er unterwegs gegriffen, als sie an einem kleinen Dorf der Fischer vorbei kamen. Auch hier hatte er sich ein paar Ahnungslose geschnappt, hatte sie so lange berieselt, bis sie sich seinen Versprechungen hingaben und zumindest ein Kreuz mit der Tinte gemacht hatten. Ungebildete Fischer. Dass er sich dazu herabließ. Aber eine Seele ist eine Seele ist eine Seele. Darüber sollte er nicht meckern. Keine Seele zu bekommen war schlimmer. Es ging schließlich nicht um den geistigen Zustand, sondern nur rein um das Heilige, das Unantastbare. Für andere. Nicht für ihn. Nichts war ihm heilig, nichts war der Schlangenzunge zu gewagt, nichts war unantastbar für ihn.
Ein leben ohne irgendwelche Skrupel war herrlich.
Bei der Gruppe musste er jedoch vorsichtig sein. Er konnte nicht einfach irgendwem die Seele stehlen, das würde mich Sicherheit Folgen haben. Zwar war er so gut wie unsterblich, doch wollte er es nicht drauf ankommen lassen. Fast unsterblich bedeutete nicht, dass er keine Schmerzen spürte. Und wenn sie hinter seine Machenschaften kämen, dann bestand das Risiko von Gerüchten. Wenn jemand Gerüchte über ihn verbreitete, dann wurde es für ihn schwieriger, die Leute hereinzulegen. Vertrauen war ein wichtiger Punkt. Man vertraute keinem von dem es hieß, er sei der Teufel. Dann würde er wirklich nur die dümmsten unter den Menschen an seinen Tisch bekommen. Was für ein unerfreulicher Gedanke.

Durch die Lippen ließ er die Luft entweichen, die er für einen kurzen Moment angehalten hatte. Die roten Augen suchten die Gegend nach einem trockenen Plätzchen ab. Nur schien es davon leider nicht allzu viele zu geben. Notdürftig wie er war, hatte er es sich unter einem Baum bequem gemacht. Dort saß er im Schneidersitz. Dass seine Hose dreckig wurde, störte ihn im Moment nicht. Er hatte andere Sorgen. Das leichte, hungrige Ziehen in seinem Magen war eines davon. Und die Sorge, um seine wertvollen Karten und Dokumente eine andere. Die Tasche, die er sonst um die Schulter trug, hatte er unter das hellrote Hemd gestopft, barg es in den Armen, als wäre er eine fürsorgliche Mutter und die Tasche das Baby.
Fast ein witziger Gedanke, wenn das ganze nicht so ernst wäre. Seine Verträge und die Karten waren ihm wichtig. Sonst besaß er schließlich nicht viel. Die meisten Dinge konnte er verschmerzen, aber es wäre ein zu großer Verlust, würde seinen Dokumenten etwas zustoßen. Das war auch der einzige Grund, warum er hier im halbwegs Trockenen saß und nicht die Halbinsel nach der Sonne absuchte. Von dieser Insel und dieser Gegend wollte er so schnell wie möglich weg. Er wollte in eine Stadt oder ein Dorf, irgendwo hin, wo er sich artgerecht ernähren konnte. Eine kleine Seele, um den Appetit zu stillen.
Nicht nur der Hunger war da. Ihm war auch langweilig. Mit den Leuten aus der Gruppe konnte er keinen Spaß haben. Wie sollte man böse Saaten sähen, wenn man mitten drin war? Wie sollte er sie gegen einander ausspielen, wenn es auch irgendwie auf ihn zurück fallen würde? Er war sich nun sicher, die Gruppe bedeutete für ihn Schwierigkeiten.
Besonders die gläubige Anyanka war ihm ein Dorn im Auge. Sie wusste annähernd über ihn Bescheid, und das war alles andere als erfreulich. Dagegen würde er etwas unternehmen müssen. Irgendetwas würde ihm sicher einfallen.

Er löste einen Arm von seinem Hemd und der Tasche darunter, und rieb sich einen Wassertropfen von der Wange. Mit dem Daumen fuhr er über die Narbe, die quer durch sein Gesicht verlief. Wie ein Hund schüttelte er den Kopf und spürte, wie sich aus seinem roten Haar Wasser löste und in kleinen Tröpfchen davon stob.

Was für ein teuflischer Tag…

Die Worte waren nur leise gemurmelt. Er wollte keinen von der Gruppe auf sich aufmerksam machen. Diese Kleingeister gingen ihm auf die Nerven. Alle waren sie so herzensgut, dass ihm schlecht wurde. Besonders die Anführerin schien nie die Geduld oder ihre gute Laune zu verlieren. Das war doch nicht normal!
Er war umgeben von seltsamen Leuten. Der Teufel steckte unter Teufeln.
Was für ein unerfreulicher Gedanke.


( Auf der Halbinsel, sitzt unter einem Baum x|x Allein )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:42 pm

Anyanka hatte in den letzten Wochen viel dazugelernt. Sie hatte sich verändert, ob es nun positiv oder negativ war, konnte nur Gott bewerten. Gott … Auf ihn war die Nonne momentan nicht besonders gut zu sprechen. Dieser Idiot. Mit solchen Gedanken hatte sich die Rothaarige schon langsam angefreundet. Es war eben schwer, den Glauben an jemanden zu bewahren, der sich die ganze Zeit verdeckt hielt. Und ab und zu ein wenig ungläubige Gedanken, dass würde ihr den Eintritt in die Pforten zum Paradies bestimmt nicht verwehren. Sie war schließlich auch nur ein lieber, kleiner Mensch. Ein lieber kleiner Mensch, der auch ab und zu nicht ganz Sündenfrei lebte. Mit diesem Gedanken hatte sich Anyanka langsam aber sicher angefreundet. Außerdem sollte sie doch nicht den Teufel an die Wand malen … Anyanka musste grinsen, während sie durch den Regen ging. Sie vertrieb sich die Zeit, indem sie mit zahlreichen Sprichwörtern über Alexej spottete, ob nun in ihren Gedanken oder direkt in sein Gesicht. Das würde ja wohl nicht verboten sein, allmächtiger Vater. Schließlich war es nur ein kleiner – winzig kleiner – Zeitvertrieb. Dieser Satan hatte ihr ein neues Gefühl beschert. Ein Gefühl, dessen Intensität sie vorher noch nie zu spüren bekommen hat. Begonnen hatte es bei ihrer Begegnung in der Stadt, bei ihrem zufälligen Zusammenstoß. Von diesem Moment an hatte sie ihn gehasst. Und dieses Gefühl hatte sich auch nicht geändert in der Zeit, in der die Gruppe nun gewandert war. Auch, weil sie anscheinend die Einzige war, die über seine Identität Bescheid wusste. Suchend hielt sich Ausschau nach dem Rothaarigen, erkannte ihn jedoch nirgendwo. Seufzend blickte sie an sich hinunter. Das Nonnengewand war zwar schön, doch unpraktisch für die Reise. Sie hatte es eingetauscht gegen ein paar schwarze Hosen, die ihr zutiefst zuwider waren, genauso wie das schwarze Hemd. Sie hatte es bis oben zugeknöpft, um sich keine Blöße zu geben. Ihre Kopfbekleidung hatte sie in ihren kleinen Beutel gesteckt, um wenigstens diese trocken zu halten. Ihr roter Schopf wurde mit einem Lederband zu einem Zopf gebändigt. Sie mochte es zwar nicht, sich so zu zeigen, doch leider war es deutlich reisefreundlicher. Nur vom dem Kreuz hatte sie sich nicht trennen können. Dieses zeichnete sich nun unter ihrer Kleidung ab, die klitschnass an ihrem Körper klebte. Anyanka fühlte sich unwohl – ihrer Meinung war dieser Aufzug viel zu eng, viel zu betont. Ohne diesen schrecklichen Regen wäre alles in Ordnung. Aber nein, es erwies sich als eine Strafe Gottes. Langsam dachte sie wirklich, sie wäre in seine Ungnade gefallen, nur weil sie sich mit dem Teufel abgeben hatte. Dem Teufel – an dessen Existenz sie immer noch zweifelte. Und wenn man gerade vom Teufel sprach – oder wohl eher dachte, schon entdeckte sie die roten Haare. Was eine Freud’. Wirklich. Irgendwo musste sie doch hin mit ihrer miserablen Laune. Und so ging sie ohne weiteres Zögern direkt auf den „dunklen Meister“ zu und stupste ihn „aus Versehen“ etwas härter mit dem Stiefel an, als gedacht. Was ein Pech aber auch. War natürlich keine Absicht gewesen. Das würde sie doch niemals tun – sie liebe, kleine, nette Nonne.

„ Und so wurde aus dem Herrscher der Unterwelt ein nasser Pudel.“

Anyanka verschränkte die Arme vor der Brust, um nicht noch mehr von ihr preiszugeben und beobachtete, wie einer der Wassertropfen sich seinen Weg über Alexejs Gesicht bahnte. Nur für einen kurzen Moment war sie fasziniert von der Narbe, die dort auf seinem Gesicht zu finden war, dann fand sie schnell wieder aus diesem Zustand heraus.

„ Mir ist langweilig. Und ich bezweifle immer noch, dass du der böse Meister der Untoten bist. Für mich bist du einfach nur ein armer, durchgeknallter, verwirrter Mensch. Wie wäre es, wenn du mir mal beweist, dass du wirklich der Satan in Person bist?“


( Auf der Halbinsel || Bei Alexej )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:43 pm

Vivaldi

Vivaldi war genervt. Extrem Genervt.
Dieser Zustand würde sich auch nicht schnell ändern. Denn der Grund für ihre momentane Stimmung lag schwer in ihrer Hand. Ein einziger Zettel Papier reichte schon aus, um ihr den Rest des Tages zu vermiesen. Warum hatten sie auch ausgerechnet bei diesem kleinen Fischerdorf anhalten müssen? Warum hatte sie ausgerechnet ihren Weg Richtung der kleinen Dorfkneipe eingeschlagen? Und warum war ausgerechnet ihr Vater dort vor einiger Zeit aufgetaucht? Oh Ja, er hatte eine perfekte Beschreibung von Vivaldi abgegeben. Ein Mädchen mit schwarzen, langen Haaren, grauen Augen, heller Haut und grüner Kleidung. Und sofort war sie von den Leuten angesprochen worden. Sie hatten gemeint, ihr Vater wäre ein Betrüger gewesen und hat zu ihnen gesagt, seine Tochter würde die Schulden schon abbezahlen. Und so hatte sie schon wieder einen Stück nutzloses Papier bekommen. Warum war sie nur so ein verdammt ehrlicher Mensch? Sie könnte doch einfach verschwinden, irgendwohin. Genauso, wie es ihr alter Vater tat. Er verschwand immer dann, wenn seine Tochter ihm am Meisten etwas antun wollte. Vivaldi ballte die Hände zu Fäusten und knüllte dabei den Zettel zusammen. Die Tinte war schon feucht und blieb an ihrer Haut hängen, doch was kümmerte es sie? Langsam wurde ihr alles egal. Sie wusste doch, warum Männer Schweine waren. Allesamt! Sie nützten doch eh nichts. Dachten, sie wären stark. Doch man würde auch ganz gut ohne sie auskommen! Pah, dass sie nicht lachte.
Gut, diese Rechnung besserte ihre Laune nicht. Und das tat auch nicht das Wetter. Sie war klitschnass. Schon der Gestaltenwandler, der sie fortwährend begleitete, hatte sich in einen Fischotter verwandelt, um dem Regen durch das Fell besser trotzen zu können. Da er ansonsten nicht mit ihrem Tempo hätte mithalten können, hatte er sich auf ihrer Schulter positioniert und musterte die Umgebung aus schwarzen Augen. Ab und zu gab er einen hellen Pfeifton von sich, wenn er Vivaldi auf etwas aufmerksam machen wollte, doch ansonsten war er ein ruhiger Gefährte. Warum war sie eigentlich mitten im Regen unterwegs? Sie hatte alles erkunden wollen, um sich ein Bild der Umgebung zu machen. Vielleicht wäre ihr schon irgendetwas aufgefallen, doch leider war diese Entdeckung fehl am Platz. Nur Regen und irgendwelche Tiere, die Unterschlupf davor suchten. Wo es gerade um Tiere ging – in der Entfernung erkannte sie ein Paar Hörner, welche einen Kopf mit weißem Haar krönten. Vivaldi seufzte leise. Auftritt: Ihr „Meister“. Nur widerwillig benutzte sie dieses Wort überhaupt. Doch leider ließ es sich nicht vermeiden. Es gab keine Frauen unter den Sonnensammlern, die die Aufgabe eines Jägers unternahmen und da Vivaldi davon nicht viel Ahnung hatte, musste sie sich wohl oder übel mit einem Mann als Vorgesetzten abgeben. Bisher hatte sie zum Glück noch nicht viel Kontakt mit ihm gehabt. Ein- Zweimal hatte sie sich von ihm unterweisen lassen, dann war sie aber auch schon zu schnell verschwunden, um ernsthafte Gespräche anzufangen. Denn das wäre nur schlecht ausgegangen, am Ende hätte sie ihn noch als Schwein oder dergleichen beschimpft.
Vivaldi schnupperte in der Luft. Es roch eindeutig nach Dämon. Nicht, dass er stank. Es war einfach der besondere Duft dieser Rasse, die man schon aus weiter Entfernung riechen konnte. Doch sie durfte nicht zu auffällig sein. Bisher hatte sie immer noch den Ruf eines „Menschen“. Das sich unter ihrer Kopfbedeckung ein Paar Katzenohren befand, wie auch unter ihrer Kleidung ein bauschiger Katzenschwanz, dass durfte niemand erfahren. Der Grund? Einerseits war es ihr peinlich. Andererseits war sie nur ein dummer Mischling. Wäre ihre Mutter ein Dämon gewesen, hätte sie sich nicht mit diesen Merkmalen rumschlagen müssen. Dann hätte sie von der menschlichen zur dämonischen Gestalt wechseln können. Doch so war sie eben nur ein Halbblut.

Ob Asmodin nun allein sein wollte oder nicht, wusste sie nicht. Er hatte sich von der Gruppe abgegrenzt, so wie sie. Und Vivaldi hatte keine Lust, noch lange im Regen herumzustehen, weswegen sie Schutz unter dem Baum suchte, unter dem sich auf der Dämon befand.
Sie betrachtete das Papierknäul in ihrer Hand noch einmal kritisch, dann ließ sie es in ihren Umhängebeutel gleiten. Erst dann widmete sich die Schwarzhaarige dem Jäger.

„ Ich hasse Regen. Ich bin nass und mir ist kalt. Warum verdammt noch mal muss es regnen? Und warum müssen wir überhaupt bei Regen nach dieser dummen Sonne suchen?! “

, fluchte Vivaldi und schlug halbherzig gegen den Baum, ehe sie sich auf den Boden sinken ließ, angelehnt an dem Stamm. Sie war eh schon nass, dann würde der nasse Sitzplatz auch nicht mehr viel ausrichten können. Der Fischotter auf ihrer Schulter hatte sich inzwischen in eine kleine Maus verwandelt und war in ihre Umhängetasche geklettert.

„ Entschuldige. Meine Laune ist nicht die Beste …“,

brachte die Katzendämonin schließlich ein wenig reumütig hervor. Sie mochte zwar sein Geschlecht nicht, trotzdem war es kein Grund, alles an ihm auszulassen. Er konnte schließlich auch nichts für den Regen. Sie blickte in den Himmel und nieste einmal kurz. Sollte sie jetzt noch krank werden, wäre der Tag endgültig gelaufen. Kurz musterte sie Asmodin.

„ Ist dir nicht ein klein wenig kalt? “

, fragte sie im Anbetracht seines entblößten Oberkörpers.

( Unter einem Baum im Urwald der Halbinsel / Bei Asmodin )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:43 pm

Numiko

Die letzten zwei Wochen waren weitgehend unbehelligt an der jungen Dämonin vorüber gegangen. Zu den anderen Mitgliedern hatte sie keinerlei Beziehung aufgebaut, sie wussten nach wie vor rein gar nichts über Numiko. Im Gegenteil hatte sie sich, wie sie es immer tat, größten Teils von ihnen fern gehalten, Gespräche vermieden und sich auch sonst möglichst abseits gehalten. Die gewählte Aufgabe als Späherin tat ihr dabei gute Dienste, denn so konnte sie sich - den anderen voraus - alleine und auf Abstand der Gruppe bewegen.
Nun gut, leider war es ihr auf Dauer natürlich nicht gelungen, ihren Namen vor den anderen geheim zu halten, wie sie es Anfangs versucht hatte. Doch das ließ sich eben nicht vermeiden, wenn man auf längere Sicht hinweg so - mehr oder weniger - intensiv mit anderen zusammen war. Jedoch war das auch schon so ziemlich alles. Man könnte wohl sagen, dass sie in der Gruppe nichts weiter als eine schweigsame Außenseiterin und Mitläuferin war. Aber das war schon gut so, denn genau so wollte Numiko es. Sie folgte den Sonnensammlern immerhin nur aus dem einen Grund heraus, dass es ihr für ihre eigenen Zwecke von Vorteil sein könnte.
Bisher und vor allem im Augenblick aber machte sich davon unglücklicherweise noch nicht viel bemerkbar...

Das Mädchen seufzte leise und ließ den Blick dann weiter eher teilnamslos umher wandern. Wohin man auch blickte, es gab nichts als Unterholz und Gestrüpp, Wildnis eben. Der Himmel war von dichten, finsteren Wolken bedeckt und überall um Numi herum fiel der Regen unbarmherzig der Erde entgegen.
Ein Glück nur für sie, dass Kyou an ihrer Seite war. Schweigend lief er wie immer direkt an ihrer Seite. Eine der großen Schwingen war an den gewaltigen Körper angelegt, die andere hielt er leicht ausgeklappt über seiner Herrin um diese vor dem Regen zu schützen. Und es wirkte. Trotz des starken Niderschlags war sie bisher beinahe völlig trocken geblieben. Dem Wolf selbst machte der Regen nichts aus. Der silberne und völlig durchnässte Pelz fiel zwar schwer von seinen Flanken, war jedoch dicht genug um das Wasser zuverlässig von seiner Haut fern zu halten, so dass er im Grunde doch trocken blieb. Kein Problem also.
Nach einer Weile blieb Numiko stehen und so auch Kyou neben ihr. Schweigend beobachtete sie, wie nur wenige Schritte zu ihrer Seite ein kleiner aber stetiger Fluss von Regenwasser ein Großes Blatt hinab rann. Dabei ertappte sie sich - überrascht und verwundert über sich selbst - dabei, wie ihre Gedanken langsam aber genau so stetig wie das Wasser zu den anderen Mitgliedern der Sonnensammler flossen. Was sie bei diesem Regen wohl machten? Ob sie wohl alle einen trockenen Unterschlupf gefunden hatten? Oder saßen sie momentan etwa irgendwo allein, durchnässt und frierend im Regen?
Eilig schüttelte das Mädchen den Kopf um diese Gedankengänge zu vertreiben. Ihr konnte es doch egal sein, was die anderen machten. Außerdem hatte sie eigene Sorgen, oder etwa nicht? Immerhin ging es bei dieser ganzen Reise nur um ihren eigenen Vorteil... und Himmel, was brachte es, wenn sie hier ziellos im Regen herum rannte und nach einer dieser merkwürdigen Sonnen suchte, die sie auf diese Weise höchster Warscheinlichkeit nach so oder so nicht finden würde?
Wieder seufzte sie, legte schweigend eine Hand auf die Schulter ihres Partners und setzte sich dann wieder in Bewegung. Nur vom hier herum stehen würde es auch nicht besser werden, was sollte es also?


[Zussammen mit Kyou /irrt etwas ziellos irgendwo auf der Halbinsel umher]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:46 pm

Gabriel

Zwei dunkle, schwarze Abgründe. Kalt und tief, als könnte man darin versinken. Doch das Versinken war nicht angenehm. Es war nicht die Bezeichnung, die Frauen gern den Augen ihrer Männer gaben, ein seliges Grinsen auf dem Gesicht. Es waren Worte, die mit Angst und Abscheu ausgesprochen wurden.
Diese zwei Abgründe starrten aus dem bleichen Gesicht auf das Wasser. Die Lippen waren zu einem schmalen Strich geformt, kein Lächeln, keine Freude. In dem Gesicht herrsche Ausdruckslosigkeit. Beinahe teilnahmslos betrachtete er die Wellen, die durch den Regen verursacht wurden. Durch die ganze Insel hatte er sich geschlagen und war am anderen Ende aus dem urwaldgleichen Gebüsch getreten. Nun stand er an einer Art Strand. Seine schweren Stiefel hatten Spuren in dem nassen Sand hinterlassen, in denen sich das Regenwasser sammelte. Die Hände hingen lose an seinem Körper hinab. Die Kapuze der Jacke hatte er wie immer tief ins Gesicht gezogen. Seine Augen konnte man noch erkennen, auch die Narbe war zu sehen. Vorne stand die Jacke offen, zog den Blick auf die Narbe, die sich auf der Brust fortsetzte.
Blicke…
Welche Blicke? Nicht umsonst war er den ganzen Weg durch den Urwald gegangen, um an diesem einsamen Strand zu landen. Er wollte die anderen nicht sehen. Er konnte sie nicht mehr ertragen. Sie nicht. Sich selbst nicht. Doch raus aus seinem Körper konnte er nicht. Raus aus der Gruppe war eine Möglichkeit. Und dann?
Dann würde er nicht mehr ihren Blicken ausgesetzt sein. Niemand würde ihn stören, keiner würde ihm lästige Fragen stellen. Nicht, dass sie das täten. Er hielt sich von ihnen fern, so wie sie es nicht wagten, ihm zu nahe zu kommen. Zu abschreckend seine Gestalt, zu abschreckend sein Gesicht, seine entstellte Figur. Sollten sie ihn doch angaffen! Was hatten sie denn Besseres verdient? Nichts, sie hatten nichts Besseres verdient als das Bild seiner Hässlichkeit. Tag für Tag. Wie sehr quälte es sie, dass sie sich von ihm beschützen lassen mussten? Wie sehr litten sie darunter, dass jemand so grausiges sie begleitete?
Bei dem Gedanken zuckten seine Mundwinkel und die Lippen bogen sich leicht zu einem freudlosen, schrecklichen Grinsen. Er bewegte sich nicht, auch nicht, als eine Böe ihm die Regentropfen wie Gewehrkugeln gegen den Körper prasseln ließ. Er spürte es nicht. Er nahm es einfach nicht war. In seinen Gedanken war er versunken, mit den Augen immer noch auf dem ruhelosen Wasser. Ruhelos. Wie er selbst.
Er sollte gehen. Er sollte die Gruppe verlassen. Warum hatte er sich ihnen angeschlossen? Vielleicht aus Strafe. Er wollte sich selbst quälen. Der schmutzige Leib, seine Hülle konnte er peinigen. Innerlich aber erreichte ihn das alles nicht. Die einzige Geißel war seine Vergangenheit, seine Gegenwart. Die Zukunft hatte bei ihm die Farbe von schwarz. Warum hätte er sich ihnen nicht anschließen sollen, wenn doch eh alles in ihm starb. War es ein Fehler gewesen? War es das wert? Wo er doch allein sein wollte. Wo er doch die Nähe von anderen nicht ertragen konnte. Nicht einmal sich selbst konnte er ertragen. Ihm wurde jedes Mal übel, wenn er sich selbst anfassen musste. Sein Anblick in einem Spiegel ließ ihn jedes Mal vor Wut beinahe zerspringen. O ja, die Wut… Seine treue Begleiterin. Sie war da, schlummerte in ihm. Kein Schlaf, denn sie war immer da, streckte in jeder Sekunde ihre Krallen nach Gabriel aus und verletzte ihn, ließ ihn innerlich kochen. Der Hass auf die Welt war das Einzige, was ihn irgendwie am Leben hielt. Wut, Hass, Schmerz. In seinem Kopf gab es einen Strudel von roter und schwarzer Farbe, einen Abgrund, der sich in seinen Augen erahnen ließ.
Rot und Schwarz. Blut und Tod.
Er biss sich auf die Zunge. Etwas, das er immer tat, wenn er seine Gedanken loswerden wollte. Wenn er seine Gedanken nicht mehr ertragen konnte. Ganz leicht war es diesmal. Er musste nicht bis zum Äußersten gehen. Er blinzelte. Dann hob er leicht den Kopf. Regenwasser schummelte sich an der Kapuze vorbei und lief ihm über das Kinn. Ein Zittern durchfuhr ihn und er wischte sich mit dem Handrücken den Tropfen fort. Kurz kribbelte in ihm ein Gefühl auf, dass er als Scham kannte. Scham für sich selbst, Scham vor sich selbst.
Blödsinn.
Es war Ekel, reiner Ekel, dass er sich anfassen musste. Reiner Ekel, dass er jemals angefasst wurde, dass seine Vergangenheit so aussah, wie sie eben aussah…
Wieder das Zittern. Zu nah gingen ihm diese Erinnerungen. Zu nah… Er konnte keine Nähe ertragen. Aufdringlichkeit war ein Gräuel.
Aufdringlichkeit. Shirayuki. Er hatte ihren Namen aufgeschnappt. Das kleine Mädchen war eine lästige Klette, ein Ärgernis in seiner Welt. Ein Ärgernis von so vielen Dingen. Wenn sie ihn ansah, dann kroch in ihm jedes Mal der Drang auf, wegzurennen. Das war es, was er getan hatte, als sie die Halbinsel erreicht hatten. Er war weggerannt, quer durch die Insel, bis hin zu diesem verlassenen Strand.
Gabriel schloss die schwarzen Augen und sah wieder den Wirbel aus Schwarz und Rot. Er drohte, ihn zu verschlungen. Gabriel fühlte sich schwach. Er wollte sich diesem Wirbel ergeben, darin versinken und sich von den Schatten zerfressen lassen. Einfach loslassen…


( An einem kleinen, einsamen Strand || Allein )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:47 pm

Shirayuki

Shirayuki stapfte trotzig durch die aufgewühlte und matschige Erde, wobei sie zornig bei jedem Schritt noch extra fest auftrat. Dank des andauernden Regens und dem aufspritzenden Schlamm war sie mittlerweile total verdreckt und durchnässt bis auf die Knochen. Der nasse Stoff auf der Haut fühlte sich ziemlich unangenehm an, aber wenigstens war ihr nicht kalt. Yu's Element war eben das Eis, da war der Vorteil, dass Kälte einem nichts ausmachte. Aber verdammt, die Nässe war ekelhaft...
Ein Baumstumpf, welcher das Pech hatte direkt dort zu stehen, wo das Mädchen lief fing sich einen energischen Tritt ein. Damit verlieh sie ihrer Wut und ihrem Unmut Ausdruck. Ja, sie war wirklich sauer... sauer und auch ein weig entäuscht. Und dabei war es ja nicht mal etwas neues, sie hatte es eigendlich bereits gewusst, dass er das wieder machen würde. Und trotzdem was sie sauer darüber, dass Gabriel sich schon wieder aus dem Staub gemacht hatte. Dieser Blödmann, hatte sie da einfach alleine stehen lassen, was für eine Frechheit!
Mit einem schnellen Griff schnappte sich die junge Eisprinzessin den kleinen weißen Fuchs, welcher gerade an ihr vorbei huschen wollte und drückte ihn mit beleidigtem Gesicht an sich. Dieser zappelte und fauchte im ersten Moment erschrocken auf, hielt jedoch sofort inne als er merkte, dass es 'nur' Shirayuki war und lies sich die grobe Behandlung geduldig gefallen.

"Spinner, Trottel, Blödmann..."

schimpfte das Mädchen leise murmelnd vor sich hin während sie sich, den Fuchs noch immer fest in den Armen, weiter durch das unwegsame Gelände arbeitete.

Eine ganze Zeit verging so und ihre Laune wurde in der ganzen Zeit kein bisschen besser. Noch immer hielt sie den weißen Fuchs fest an ihre Brust gepresst und zog dabei einen beleidigten Schmollmund. mensch, mittlerweile musste sie doch schon quer über die ganze Insel gelaufen sein! Die Füße taten ihr weh und ihre chuhe hatte sie schon vor einer Weile irgendwo zurück gelassen, die waren nicht mehr zu retten. Wo war bloß dieser blöde Gabriel?
Plötzlich begann der Fuchs, welcher eigendlich eine schöne Füchsin war, in den Armen des jungen Mädchens herum zu zappeln. Schnell ließ diese etwas überrascht los. Einen Moment sah sie verwirrt zu Schattenlied - so der name der Fuchsdame, dann lies sie den Blick wandern um heraus zu finden, warum das Tier so unruhig war.
Mit einem Schlag wich der beleidigte Schmollmund einem strahlenden Lächeln. Vor ihr erstreckte sich ein kleiner Strand - hui, sie war wohl wirklich quer über die Insel gelaufen! - und da stand er ja auch. Himmel, endlich hatte sie gabriel gefunden! Juhu, da war ja ihre gute Laune wieder.
Breit grinsend und wild winkend rannte sie auf den Mann zu.

"Heeeey, Meisteeeeer!!!"

Es war noch ein ganzes Stück bis zu ihm zu überwinden, doch es dauerte gar nicht lange, da stand Shirayuki nur noch etwa zwei Meter von Gabriel entfernt. Die Hände auf die Knie gestützt und Schwer atmend hielt sie einen Moment inne, dann richtiete sich das Mädchen wieder auf. Mit gekünstelt wütendem Blick - zum wirklich böse sein war ihre Laune bereits wieder zu gut - funkelte sie ihren selbst gewählten Lehrmeister an.

"Meister, du bist so fies! Einfach abhauen ist nicht fair.. mich einfach allein im Regen stehen lassen.."

Kurz war sie bemüht einen Schmollmund zu ziehen, doch dieser wich nur wenige Augenblicke später einem glücklichen Lächeln.

"Naja egal, hab dich gefunden!"


[erst allein unterwegs / dann an einem kleinen Strand bei Gabriel]


Zuletzt von Numiko am Mi Dez 16, 2009 2:52 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:51 pm

Gabriel

Es war ihm nicht vergönnt. Irgendetwas hielt ihn davon ab sich einfach seinen Wünschen hinzugeben. War er es selbst? Er erlaubte sich nicht die kleinste Freude. Womit hatte er sie verdient? Er war kaum besser als die dummen Menschen. Warum sollte er sich belohnen, in dem er sich etwas Gutes tat? Sein Körper war zu schlecht, zu schwach. Sein Geist war auch nicht besser. Die Wut, die schlafende Macht, war alles, was er an Kontrolle noch besaß. Diese Kontrolle war wichtig. Sie hielt ihn davon ab, sich zu verhalten, als wäre er wirklich nur ein Mensch. Eines von diesen dummen Tieren.
War es denn besser, ein Gefallener zu sein? War es besser, seine Flügel verloren zu haben und nun als trauriges Abbild seiner einstigen Gestalt auf dieser Welt zu wandeln? Was unterschied ihn denn schon von den Menschen. Nichts. Sein Äußeres war um einiges grausiger. Und die Wut in ihm machte ihn stärker als so manch anderen. Seine Flügel jedoch waren nicht mehr. Sein Schimmer, seine Aura, alles, was ihn damals ausgemacht hatte, war ihm geraubt worden. Mit Gewalt hatten sie ihm die Federn gerupft, ihn fallen lassen…
Ein Schrei riss ihn aus den Abgründen seiner eigenen Gedanken. Ein Schrei, der ihn in den nächsten Abgrund stieß.
Sie.
Ein leises Knurren verließ die Lippen. Er wandte sich nicht zu ihr um. Wie hatte sie ihn finden können? War sie ihm quer durch den Urwald gefolgt? Konnte sie nicht endlich locker lassen und ihn in Ruhe lassen? Warum folgte sie ihm überhaupt? Seit sie zu der Gruppe gestoßen war, ging sie ihm auf die Nerven. Mehr noch als die anderen der Gruppe. Er mochte ihre Augen nicht. Es waren die Augen eines Kindes, groß und rein. Und diese Augen… Wenn sie ihn ansah, fühlte er sich noch widerlicher, als er es die meiste Zeit über tat.

Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst.

Das war erst der zweite Satz, den er zu ihr sprach. Der erste und bis jetzt einzige war ein scharfes „Nein“ gewesen, als sie ihn gefragt hatte, ob er nicht ihr Meister werden wolle. Wieso er? Warum nicht einer von den anderen? Warum musste sie ihn quälen? Wollte sie ihn mit ihrer Anwesenheit verhöhnen? Machte sie sich über seine Narben lustig? Wollte sie ihm mit ihrer Art zeigen, wie armselig er war? Das konnte ihr so passen.
Was wollte ein kleines Mädchen wie sie als Krieger? Sie konnte nichts ausrichten. Ihre Körperkraft war nicht erwähnenswert. Und den Umgang mit Waffen konnte Gabriel ihr nicht beibringen. Er kämpfte mit den Fäusten oder mit Messern. Er musste seinen Gegner fühlen. Er musste spüren, wie das Fleisch unter seinen Fingern nachgab, wie die Knochen splitterten und er etwas zerstörte, was einst lebendig gewesen war. Sollte er das einem Kind erklären? Einem Mädchen?
Sie nannte ihn fies. Unfair. Und wenn schon. Zwar hieß es ‚Kindermund tut Wahrheit kund’, aber was konnte ein kleines Mädchen schon über ihn wissen? Sie war sicher nicht einmal in der Lage, ihn zu verstehen. Niemand konnte das. Würde er jemandem seine Geschichte erzählen, sie würden lachen, es gegen ihn verwenden und ihm mehr Narben zufügen, die niemals heilen würden.
Als ob er davon nicht schon genug besaß.

Verschwinde. Such dir jemand anders zum spielen.

Jetzt erst wandte er sich zu ihr, blickte auf sie hinab. In den schwarzen Löchern, die sich Augen nannten, funkelte leichter Zorn. Er mochte ihre Aufdringlichkeit nicht. Ihr Lächeln verstörte ihn. Sah er so schrecklich aus. Seine Hände zuckten, als wollte er seine Jacke zuknöpfen um seinen entstellten Körper vor ihr zu verbergen. Wozu? Sollte sie es doch sehen! Es tat ihr bestimmt gut, die Hässlichkeit der Welt schon so früh zu sehen! Daraus konnte sie noch etwas lernen!
Gabriel reckte leicht das Kinn in die Höhe, sodass er noch mehr auf sie hinab sah. Der Regen lief an einem Körper hinab. Er fühlte nur das leichte Prickeln auf seiner Haut und sog die Luft tief durch die Nase ein, um nicht vor Ekel die Kontrolle zu verlieren. Manchmal war selbst die Berührung seiner Kleidung zu viel. Er trug sie nur, um nicht nackt sein zu müssen. Das war noch schlimmer.
Seine kalten Augen ruhten auf dem Kind, auf Shirayuki, die ihn Meister nannte. Dummes Kind. Was wusste sie schon? Sie sollte verschwinden. Gabriel wandte den Blick ab, damit sie nicht auf den Gedanken kam, dass er sie womöglich hier haben wollte. Gesprochen hatte er genug. Er hasste seine Stimme. Es war immer noch die Stimme eines Engels, klang sanft und tief, wohlklingend. Er bemühte sich stets um einen knurrenden Unterton. Bloß keine Fragen. Wie sollte er erklären, warum ein Monster wie er es war die Stimme einer reinen Gestalt haben konnte?
Ein Gefallener war er. Ein Gefallener. Wertlos.


( An einem kleinen Strand || Unfreiwillig mit Shirayuki )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:52 pm

Shirayuki


Warum war er nur so zu ihr? Konnte Gabriel sie denn so überhaupt nicht leiden? Na gut, sie wusste selbst, dass sie eine ziemlich einnehmende Persönlichkeit war und andere ganz schön nerven konnte. Aber trotzdem, das konnte doch nicht Grund genug für solch extreme Abneigung sein. Sie hatte ihm doch nichts schlimmes angetan... oder?
Naja egal. Shirayuki würde schon noch herausfinden, warum Gabriel sie so sehr hasste. Und dann würde sie etwas dagegen unternehmen. Vielleicht war es ja dumm un naiv von ihr, doch sie konnte das einfach nicht mit ansehen. Die immer fröhliche und gut gelaunte Yu konnte es nicht ertragen, dass dieser Mann immer ein solch finsteres Gesicht zog. Sicher hatte er auch seine Gründe dafür, keiner war grundlos wie er war, doch zumindest einmal wollte sie ihn lächeln sehen, das hatte sie beschlossenb. Und wenn sich die junge Eisprinzessin erst etwas in den Kopf gesetzt hatte...

"Maaan... jetzt sei doch nicht so..."

Das Mädchen zog eine leicht beleidigte Grimasse und lies sich mit einem Seufzen ließ auf den Hintern in den nassen Sand fallen. Da sie sowieso völlig verdreckt und durchnässt war machte das auch keinen Unterschied mehr. Ihre Augen, in welchen deutlich der kindliche Trotz zu sehen war, waren noch immer auf Gabriel gerichtet. Himmel, warum war dieser Kerl nur so stur? Ok, dass gerade sie sich über Sturheit beschwerte war wohl Ironie. Yu selbst war schätzungsweise das mit Abstand sturste Wesen auf diesem Planeten. Aber sie war gekränkt, wirklich gekränkt von seiner Ablehnung. Auch wenn sie es sich nicht anmerken lasen wollte, es verletzte sie, dass er sie so verachtete.
Dann, als Gabriel meinte sie solle verschwinden und sich jemand anderen zum Spielen suchen, da war es, als schwappte etwas in dem Mädchen über. Ohne es zu wollen wandte sie sich zu ihm um und fuhr ihn wütend an. In ihren Augen funkelten kleine Tränen.

"Verdammt ich will doch gar nicht spielen! Ich..."

Mitten im Satz verebbte Yukis Stimme und sie wandte beschämt und erschrocken über sich selbst den Blick ab. Schnell zog sie die Beine an und legte die Arme um die Knie um ihr rotes Gesicht dazwischen verbergen zu können.
Ohje, das hatte sie doch überhaupt nicht gewollt! Sie hatte ihn nicht anbrüllen wollen! Was war nur über sie gekommen, dass sie so die Beherrschung verlor? Sie wollte doch nur, dass Gabriel sie mochte... nur ein ganz ganz kleines bisschen, dann wäre sie schon glücklich gewesen. Sie mochte ihn doch auch so gerne...
Bei genauer Betrachtung konnte sie nicht einmal sagen, warum sie ihn so mochte. Er war ein grober und griesgrämiger Typ, der sich immer von allen fern hielt und außerdem hasste er Yu. Aber... er sah ihrem Bruder Yuuji so ähnlich, so sehr, dass es das Mädchen schmerzte. Sie hatte doch niemanden mehr, ihre ganze Familie hatte das junge Mädchen einfach alleine gelassen. Und als sie Gabriel gesehen hatte, da hatte sie sich irgendwie wohl gefühlt... Ganz egal warum, egal ob er ein Miesepeter war, sie mochte ihn einfach.
Ein ganzer Moment verging schweigend, dann erhob Shirayuki wieder das Wort, nur ganz leise und den Kopf noch immer zwischen den Knien verborgen.

"Entschuldige.. ich hab nicht so schreien wollen. Ich will.."

Das Mädchen zögerte kurz, denn sie schämte sich. Sie wusste nicht genau wofür, doch sie schämte sich. Dann aber schluckte sie und brachte unter Mühen das hervor, was sie eigendlich dachte.

"Ich will nur in deiner Nähe sein dürfen..."


[Bei Gabriel an einem kleinen Strand]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:53 pm

Nastassia

War es wirklich das, was sie gewollt hatte, als sie die Aufgabe als Vizechefin angenommen hatte? Die zwei Wochen waren voller Anstrengungen gewesen. Alles und jeder hatten Arbeiten oder Anträge an sie gerichtet. Sie brauchte eine Pause von der Verantwortung. Sie brauchte dringend eine Auszeit. Außerdem ging ihr die Gegend langsam aber sicher auf den Senkel. Überall nur Wasser, Sumpf, Nässe, Regen und kalt; das hielt die stärkste Feuermagierin im Kopf nicht aus. Umso froher war sie, dass nun mit der eigentlichen Suche nach der ersten Sonne begonnen werden konnte. Voller Elan war sie aufgestanden; frohen Mutes, endlich einen Tag Ruhe vor dem Großteil der Gruppe zu bekommen, trat sie aus ihrem Zelt heraus und siehe da, es regnete in Strömen! Damit war dann wohl ihre gute Stimmung dahin. Bevor sie klatschnass wurde, ging sie wieder in ihr Zelt hinein, und dachte nach. Einen ganzen Tag in der Nässe verbringen? Nein, das hielt sie nicht aus, und für ihre Umgebung wäre es auch nicht gesundheitsfördernd. Sie war schließlich Feuer- und keine Wassermagierin! Da kam ihr eine im wahrsten Sinne zündende Idee.
Sie ließ die Finger ihrer linken Hand kreisen, bis aus ihren Spitzen einige blaue, kalte Flämmchen krochen. Mit geschickten, gekonnten Bewegungen aus dem Handgelenk drehte sie diese kleinen Flämmchen, bis sie sich ineinander verflochten und verwoben, und schließlich einen kleinen Kranz bildeten. Der Kranz rotierte, von ihren Fingern angetrieben, immer schneller; die Drehung ließ ihn wachsen. Als er die gewünschte Größte erreicht hatte, drehten sich ihr Handgelenk langsamer und die Drehbewegung erstarb langsam. Sie kontrollierte, ob der Kranz stabil war, indem sie ihn mit der rechten Hand von unten, mit der linken Hand von oben in der Luft hielt. Da er nicht in sich zusammenfiel, war es Zeit für die nächste Probe. Langsam ließ sie ihr Kunstwerk auf die rechte Hand hinabgleiten. Es war von einer angenehmen Wärme, und verbrannte ihre Hand nicht. Sie lächelte zufrieden, die linke Hand schnelzte nach oben, und der Kranz landete auf ihrem Kopf, wo er aussah wie eine kleine, blaue Krone. Sie trat hinaus und freute sich. Ihr Kopf blieb trocken, sie hatte gute Arbeit geleistet.

Wie auch die Anderen suchte sie auf der Halbinseln nach Spuren der Sonne. Aber sie fand nichts. Nur Wasser. Und Sumpf. Und noch mehr Wasser. Und es regnete immer noch. Ihr Flammenkranz bewahrte sie zwar vor der Nässe aber schön wurde das Wetter dadurch auch nicht. Wenigstens konnte sie zum ersten Mal seit langem das Gefühl genießen, frei zu sein. Keiner konnte sie mit nervigen Sachen belästigen, niemand kam und frug sie dumme Fragen. Trotz des schlechten Wetters legte sich ein kleines Lächen auf ihr Gesicht. Endlich durfte sie auch wieder mit ihrem Feuer spielen. Nicht, dass Kyasha es verboten hätte, aber unterlassen hatte sie es zum Wohle der Allgemeinheit dennoch. Eine kleine Handbewegung genügte, und ein Ring aus kleinen Flämmchen umspielte sie wie ein Lasso.Welch Freude, ihren Kräften freien Lauf lassen zu können!
Plötzlich erstarrte sie. Da vorne war jemand. Sie ließ das Flämmchenlasso in sich zusammenfallen, ihre Krone aber an, und versuchte aus der Ferne zu erkennen, wer da wohl sein mochte. Sie erkannte eine Person und ein großes, wolfsartiges Tier. Es musste Numiko sein. Die eine, die sich so gerne abseits der Gruppe aufgehalten hatte. Stassa beschloss, auf sie zuzugehen. Vielleicht kam man ja ins Gespräch.

»Heda, Numiko!«, rief sie, als sie so nah war, dass Numi es hören musste. Sie erkannte, dass auch Numiko sich vor dem Regen geschützt hatte: Ihr Wolf spannte einen seiner Flügel über sie, damit sie nicht nass wurde. Stassa lächelte. Die beiden hatten anscheinend mehrere Sachen gemeinsam. Nicht nur die Abneigung gegen zu viele Menschen auf einem Haufen, auch noch die Abneigung gegen Regen und nass werden.
Schließlich war sie bei den beiden angekommen. »Blödes Wetter, nicht wahr?« versuchte Stassa ein Gespräch anzufangen. »Wenn ich noch viel mehr Wasser sehe, gehe ich bald in Flammen auf, nur damit ich endlich wieder trocken werde.«, scherzte sie. »Schon bei irgendwas fündig geworden?« frug sie.


{Irgendwo auf der Halbinsel || Mit Numi und Kyou}
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:55 pm

Numiko

Der Wolf an Numikos Seite gab ein leises Wuffen von sich. Die empfindlichen Ohren hatten Schritte vernommen, auf welche er seine Herrin nun aufmerksam machen wollte. Als Antwort darauf blieb diese stehen und nickte leicht. Selbstverständlich war es auch ihrem feinen Gehör nicht entgangen, auch wenn der andauernde Regen die Witterung erschwerte. Wer war es also, der ihnen da folgte? Die Antwort ergab sich wenige Augenblicke später von selbst, denn Nastassias Ruf war nun wirklich nicht zu überhören und außerdem ziemlich unverkennbar.
Numi seufzte. Sie hatte es trotz des, nun, sagen wir nicht so berauschenden Wetters bis gerade eben noch genossen, wieder einmal ganz alleine mit Kyou zu sein. Sie war die Gesellschaft so vieler anderer einfach nicht gewohnt, weshalb sie sich die vergangenen zwei Wochen oft recht schwer getan hatte. Eigendlich hatte sie sich erhofft, sich hier auf der Halbinsel ein wenig entspannen zu können. War wohl nichts...

Nur wenige Augenblicke später war die Feuermagierin auch schon bei dem Mädchen und ihrem Begleiter angekommen. Sie sprach die beiden an und machte eine Bemerkung über das schreckliche Wetter, versuchte wohl ein Gespräch zu beginnen, wie Numi feststellen musste. Das passte ihr eigendlich nicht und am liebsten wäre sie einfach weiter gelaufen ohne Stassa zu beachten, doch das konnte man natürlich nicht machen. Vor allem wo diese doch eine der beiden Anführerinnen der Sonnensammler war. So bemühte sich Numi trotz ihrer Abneigung um entsprechende Höflichkeit.
Nach einem winzigen Moment des Zögerns drehte sich die junge Dämonin zu der Rothaarigen um ohne jedoch den sicheren Schutz von Kyous Schwinge zu verlassen. Kurz streifte sie ihre Gegenüber mit einem schnellen Blick, wohl bedacht ihr auf keinen Fall direkt in die Augen zu sehen, ihrer verhassten und unkontrollierbaren Fähigkeit wegen. Dann fuhr sie sich mit der Hand in die kurzen Haare, erneut leise seufzend.

"Nein, keine Spur. Du wohl auch nicht?"

Sie ließ die tiefblauen Seelenspiegel flink über die Umgebung huschen. Als ob man hier etwas finden würde, wenn man nur ziellos durch Gewitter und Regen lief. In ihren Augen war es auf diese Weise völlig vergebens, man hätte sich erst einmal einen Plan machen sollen. Aber das war ja nicht ihre Sache, nicht wahr?
Schnell wandte Numi sich wieder an Nastassia.

"Naja, wenn ich ehrlich bin bezweifle ich, dass wir bei diesem Mistwetter etwas finden."

Nicht dass die Wölfin etwas gegen Regen an sich hatte, dieser war ihr weit lieber als zum Beispiel die drückende, sommerliche Hitze. Jedoch musste sie zu ihrem Leidwesen gestehen, dass ein Menschlicher Körper für solche Witterungen völlig ungeeignet war, man fror so schnell. Noch ein Grund, warum sie endlich diesem Magier finden und ihre versiegelten Kräfte befreien musste.
Aber im Moment stand es doch eher an erster Stelle, diesem verfluchten Gewitter zu entkommen...


[Irgendwo auf der Halbinsel zusammen mit Kyou und Nastassia]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:58 pm

Asmodin

Wenn er eine Münze dabei hätte, könnte er sie werfen. Mit den Händen tastete er über seine Hosentaschen. Der Stoff war klitschnass und nichts fühlte sich an, wie eine kleine Münze. Also konnte er nicht werfen und sich so entscheiden. Er drückte sich noch näher an den Baum, als wollte er mit dem Rücken voran in dem Holz versinken. Irgendwie kindisch. Dabei war es doch nur Wasser. Und er war nicht aus Zucker. Er stellte sich wirklich an, wie ein kleines Püppchen. Wie ein kleines Mädchen. Ein ziemlich peinlicher Gedanke.
Sein Dämonenschweif zuckte leicht und er ringelte sich das Ende um den Knöchel. Als er ein wenig drückte, tropfte Wasser aus seiner Jeans. Man hätte auch meinen können, dass er durch den Fluss oder den See geschwommen wäre. Von der Trockenheit her kam es auf dasselbe raus: schwimmen oder durch den Regen laufen und anschließend dumm im Regen herumstehen. Er schüttelte leicht den Kopf und verzog die Lippen zu einem kleinen Grinsen. Eigentlich mochte er Regen. Aber heute… Ach, heute war in dem ganzen der Wurm drin.
Gerade als er sich von dem Baum abwenden wollte, bemerkte er Vivaldi. Sie war seine… wie sollte er es nennen? Ja, sein Lehrling. Er brachte ihr bei, wie man in der Gruppe als Jäger arbeitete. Eigentlich traf auch das nicht zu. Bis jetzt waren sie nicht großartig zum Reden gekommen. Er hatte den Eindruck, dass sie sich von ihm fernhielt. Dass sie ihn nicht mochte. Warum sie dann ihn gefragt hatte, ob er sie unterrichten wollte, war ihm ein ziemliches Rätsel. Aber er als Schwerenöter beschwerte sich darüber nicht. Es war ihre Entscheidung. Er zwang sich den Frauen nicht auf. Immer ließ er sie entscheiden, wann sie genug hatten. Und wenn Vivaldi jetzt nur hier war, um sich bei ihm zu beschweren, dann würde er sie lassen.

Kyasha hatte eben keine Lust, zu warten bis die Sonne wieder scheint. Kann ja noch Wochen dauern. Je schneller wir die Sonne finden, desto eher können wir uns ins Trockene retten.

Er blickte zu ihr hinunter. Sie saß neben seinen Beinen, lehnte sich an den Stamm. Asmodin lächelte leicht, lehnte sich wieder mit den Schultern gegen den Stamm und schloss die Augen. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt. Als ob er sich damit ein wenig wärmen könnte. Und seine Worte waren auch nicht gerade schlau gewesen. Die Sonne finden. Das sagte ausgerechnet der, der unter einem Baum Schutz gesucht hatte und nicht weiter laufen wollte. Wenigstens hatte er jetzt Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die ihn nicht mochte. Aber das war besser als nichts. Er konnte ja nicht auf Vermillion hoffen. Und Vivaldi war tausend Mal besser als Nastassia.

Keine Sorge, meine ist auch nicht wirklich gut. Unter anderem, weil man sich hier wirklich den A… Man friert eben sehr.

Tse, Asmodin, man fluchte nicht in der Gegenwart einer Dame. Dabei hatte Vivaldi vorhin auch nicht gerade Süßholz geraspelt. Mit dem Handrücken wischte er sich Regenwasser aus dem Gesicht, seufzte leise und verschränkte wieder die Arme. Als Dämon war man eben nicht immun gegen Wind und Wetter. Leider. Warum hatte er kein Geist werden können? Nein, er musste ein Dämon sein. Mit Hörnern, mit dem schwarzen Dämonenschwanz, der immer noch um seinen linken Knöchel geschlungen war.

Warum kann sich dein Gestaltwandler nicht in irgendeinen Monstervogel verwandeln und mit den Flügeln den Regen von uns abschirmen?

Nicht besonders nett, die Frage. Er ging davon aus, dass der Gestaltwandler ein Freund war. Wie auch Kyou der riesige Wolf ein Freund von Numiko war. Und irgendwoher musste der schwarze Hund kommen, der die Gruppe immer begleitete. War das auch ein Gestaltwandler? Wenn ja, hatte er ihn noch nie in der menschlichen Form gesehen.

Tut mir Leid, ich will nicht unhöflich sein. Nicht, dass du mich noch als deinen Meister feuerst. Das könnte mein armes Herzlein nicht ertragen. Herrje.

Er sprach die Worte so trocken aus, wie es ihm im Regen möglich war. Haha. Seine Laune war so mies, dass er nicht mal kleine Scherzchen machen konnte. Wie sollte das nur enden?


(Unter einem Baum im Urwald // Mit Vivaldi )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 2:59 pm

Gabriel

Wie sollte ein Kind verstehen, was ein Gefallener war? Wie sollte ein Kind verstehen, warum er verbannt worden war. Wie sollte überhaupt irgendjemand das verstehen? Ein Engel war doch ein heiliges Wesen. Eine Gestalt des Lichts, das über den Menschen stand, das gegen die Dämonen kämpfte. Ein Wesen, das weder log noch andere betrog. Das niemanden verletzte, das niemanden töten durfte. Wie konnten solche Wesen verbannt werden, zu einem Gefallenen werden?
Es war nicht seine Aufgabe, als Paradebeispiel zu dienen. Er würde den armen Menschen nicht erklären, was für Monster sie waren. Denn sie waren der Grund dafür, dass er kein Engel mehr war. Sie hatten es zu verantworten, dass ein so hässliches Geschöpf wie er nun auf dieser Erde wandelte. Darum lebte er noch. Gabriel wollte ihnen zeigen, woran sie Schuld waren. Wenn ihnen bei seinem Anblick schlecht wurde, wenn sie die kalten Augen und die Narben nicht ertragen konnten, verschaffte ihm das eine kranke Genugtuung. Schließlich konnten sie in seinem hässliche und endstellten Körper ihre eigene Seele sehen. Eine schwarze Seele, eine dunkle, unschöne Seele.
Was aber war die Kleine? Ein Menschlein war sie nicht. Eine Eisbändigerin. Aber war das besser als ein Mensch? Schließlich lebte sie unter diesen Kreaturen. Hatte sie keine Familie? War ihre Familie womöglich eine Adoptivfamilie? Menschen? Allein der Gedanke machte Gabriel noch wütender auf das aufdringliche Kind. Sie wollte nicht verschwinden, wollte einfach nicht gehen und ihn allein lassen. Sie sagte ihm sogar, er solle nicht so sein. Wie sein? So wie er war?
Die kalten, schwarzen Augen verengten sich und er biss die Zähne fest aufeinander. Es knirschte leise. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Um ihn her knisterte die Luft. Das war kein gutes Zeichen. Er musste sich zusammen reißen. Er besaß immer noch etwas Macht, besaß genug Energie, um seine Flügel für kurze Zeit erscheinen zu lassen. Doch danach fiel er jedes Mal in ein tiefes Loch. Die Magie eines Engels war reine Magie, Magie des Lichts. Sie vertrug sich nicht mit seinem kalten Herzen, mit dem Herz aus Stein. Vertrug sich nicht mit der heißen Wut, die in ihm wohnte. Nach jedem Erscheinenlassen der Flügel fühlte er sich so seltsam. All die Gedanken, die er verdrängte, all die vergessenen Gefühle kamen dann in ihm hoch, nahmen ihm den Atem, ließen ihn weich werden. Und er musste hart sein, musste kalt sein, wenn er weiter leben wollte.
Mit viel Mühe gelang es ihm, die Wut hinunter zu drücken, nicht die Kontrolle zu verlieren. Eine Sekunde später jedoch, loderte der Zorn wieder in ihm auf. Das Mädchen schrie ihn an. Ruckartig ging sein Kopf zu dem kleinen Mädchen. Mit leicht geweiteten Augen starrte er das Kind an. Sie hatte ihn noch nie angeschrieen, sie war noch nie wütend auf ihn gewesen. Immer hatte sie gelächelt und ihn dadurch verspottet. Hatte er es endlich geschafft? Hatte er es geschafft, sie davon zu überzeugen, dass er nicht ihr Meister sein konnte?
Nein. Nein, er hatte es nicht geschafft. Sie saß da, wirkte über sich selbst erstaunt. Klein und harmlos, wie ein Kind eben war. Gabriel blickte kalt auf sie hinab und drehte langsam den Körper zu ihr. Der Regen traf ihn nun frontal gegen die Brust und er unterdrückte ein Würgen, als die Tropfen seine Haut berührten. Er wollte sich wieder abwenden, wollte den Regen wieder in seinem Rücken haben, doch da sprach das Kind die nächsten Worte aus.
Sie wollte einfach nur in seiner Nähe sein dürfen.

Bist du vollkommen wahnsinnig?

Er presste die Worte zwischen den Zähnen hervor. Wieder ballten sich seine Hänse und die schwarzen Augen schienen noch dunkler zu werden. Sie wollte nur in seiner Nähe sein? Sie machte sich über ihn lustig! Wer hatte sie dazu angestiftet? Hatte jemand aus der Gruppe ihr Geld dafür geboten, dass sie ihm auf die Nerven ging und ihn quälte? Er konnte niemanden um sich haben, er ertrug keine Nähe. Und das Kind wollte eben dies. Leichte Panik machte sich hinter Gabriels Brust breit, doch er zwang die Wut dazu, die Oberhand zu gewinnen. Wut und Zorn waren viel besser als Angst und Panik. Das erinnerte ihn zu sehr an die vergangenen Zeiten. Und das durfte nicht geschehen. Dieses Kind war eine Gefahr. Ein großes Risiko. Er musste sie irgendwie loswerden.

Was willst du in meiner Nähe? Willst du mir weiter auf die Nerven gehen, bis ich die Gruppe verlasse? Das könnte euch so passen. Ihr seid doch alle eine Bande dummer Idioten. Menschenfreunde. Ihr seid allesamt verabscheuungswürdig. Besonders sie! Schicken ein kleines Kind, weil sie mir nicht selbst sagen wollen, wie sehr sie mich verachten. Macht es dir Spaß, mich so zu verhöhnen? Macht es dir Spaß, mich in die Enge zu treiben? Was bist du den schon! Ein kleines, dummes Kind. Eine Kriegerin willst du werden? Ich hätte gleich merken müssen, dass da etwas faul ist. Wie will ein wertloses kleines Mädchen wie du eine Kriegerin werden? Deine Kräfte sind doch vollkommen nutzlos. Verschwinde endlich und lass mich in Frieden!

Sie war nur ein Kind. Ein Kind verdiente es nicht, die volle Wucht von Gabriels Zorn abzubekommen. Der Regen um seinen Körper schien zu verdampfen, ehe er ihn berührte. Seine Stimme war laut und kräftig gewesen, das Knurren war verschwunden. Zu sehr hatte er sich auf das Schreien konzentriert als darauf, nicht wie seine einstige Form zu klingen. Nur hatte seine einstige Form, der Engel, nie geschrieen. Er hatte die Stimme nie erhoben und ein Kind angebrüllt.
Aber sie hatte es verdient. In seiner Nähe wollte sie sein… Der Satz hatte sie verraten. Wie konnte ein Mensch seine Nähe ertragen? Wie konnte jemand nicht den Blick vor Ekel abwenden. Seine Narben waren widerlich. Seine Augen waren nur zwei kalte Löcher, keine Wärme, keine Gefühle konnte man darin erkennen. Und ein Kind wollte in seiner Nähe bleiben? Er wandte sich von ihr ab, drehte ihr den Rücken zu und zischte leise.

Lügnerin…


( An dem Strand || schreit Shirayuki an )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:01 pm

Shirayuki


Das Mädchen zuckte leicht zusammen. Sie sah ihn nicht an, sah nicht wie er die Fäuste ballte und sein Blick sich veränderte, doch sie konnte etwas in seiner Stimme hören, etwas, das ihr beinahe schon ein klein wenig Angst machte. Ja, beinahe aber doch noch nicht ganz. Sie konnte keine Angst vor ihm haben, denn ganz gleich wie böse er war und wie sehr er sie ablehnte, sie mochte ihn gern. Egal warum, es war so und ließ sich nicht ändern, ganz davon abgesehen, dass Shirayuki das gar nicht ändern wollte.
Auch als Gabriel weiter sprach rührte sich die kleine Eisprinzessin nicht, blieb regungslos im nassen Sand sitzen, das Gesicht zwischen den Knien verborgen. Sie hörte ihm zu, hörte jedes einzelne seiner Worte, und doch verstand sie kaum eines davon. Was er da sagte schien ihr einfach unbegreiflich. Alles was er ihr da unterstellte, nicht einmal im Traum wäre die immer fröhliche, liebenswerte Yu auf solche Ideen gekommen. Natürlich hatte sie keiner geschickt, sie tat nur das, was sie wollte. Und ihn in die Enge zu treiben oder zu verhöhnen, wie er sagte, das gehörte ganz bestimmt nicht dazu. Warum sollte sie, wie kam er darauf? Warum denn sollte sie wollen, das er die Gruppe verließ? Sie wollte doch bei ihm sein! Sie hatte doch immer nur versucht nett zu ihm zu sein, alles nur, damit er sie akzeptierte. War das denn so falsch gewesen?
Es war nicht so, als wäre Yuki irgendwie böse auf Gabriel, dafür, dass er ihr solche Dinge unterstellte. Auch nicht dafür, dass er schrie. Sie verstand es einfach nicht.
Erst was er dann sagte traf das junge Mädchen schwer. Versteckt zwischen den Knien und verborgen vor den Blicken des Mannes weiteten sich Yu's Augen einen Moment und ein neuer Schwall von Tränen übermannte sie, welchen sie stumm zu unterdrücken versuchte, jedoch ohne Erfolg. Vermutlich unbewusst hatte er genau ihren wunden Punkt getroffen. Er hatte Recht, sie war nichts weiter als ein dummes und naives kleines Mädchen. Es war töricht von ihr, dass sie glaubte, sie könne eine Kriegerin werden...
Shirayuki verharrte schweigend, wagte es nicht einen Mux von sich zu geben oder sich zu bewegen. Innerlich bebte sie, äußerlich zeigte sich dies nur in einem kaum merklichen Zittern ihrer Hände, welche sie fest um die Knie geschlungen hatte. Wenn sie jetzt etwas sagte, wenn sie sich jetzt rührte, sie würde wohl in Tränen ausbrechen und das wollte sie nicht. Sie wollte nicht, dass irgend jemand sie so sah, so schwach und hilflos. Sie wollte doch stark sein, sie musste einfach! Wenn man immer alleine war, dann musste man sich auf sich selbst verlassen können, man konnte sich so etwas wie Schwäche nicht leisten, das wusste die kleine Eisprinzessin bereits.
So verging also längere Zeit ohne ein Wort, in der Yu bemüht war wieder ein wenig zur Ruhe zu kommen. Erst nach einer ganzen Weile gab sie wieder ein Lebenszeichen von sich. Ohne Gabriel anzusehen, ohne den Blick zu heben begann sie zu sprechen, scheinbar völlig ruhig, bei genauem Hinhören jedoch mit einem unterdrückten Zittern in der Stimme.

"Früher habe ich mit meiner Mama und meinem großen Bruder Yuuji zusammen gelebt. Mama war viel unterwegs auf Reisen, wegen ihrer Arbeit, deswegen hat Yuuji sich um mich gekümmert.. er war immer gut zu mir und ich habe ihn sehr lieb. Irgendwann ist Mama aber von einer ihrer Reisen einfach nicht mehr heim gekommen, nie wieder.. und nur ein kleines bisschen später ist dann mein Bruder weg gegangen und mich zurück gelassen. Das ist jetzt schon fast drei Jahre her. Seit dem habe ich nur noch Schattenlied, weil keiner mich haben wollte.. und deswegen müssen wir eben immer alleine zurecht kommen, irgendwie. Ich will mich nicht beschweren, immerhin bin ich am leben und das alleine ist schon etwas ganz tolles wofür ich sehr dankbar bin aber... manchmal ist es ganz schön einsam, weist du..."

Einen Augenblick lang schwieg Yuki, schluckte schnell und wusch sich mit dem nassen Ärmel die Tränen weg, auch wenn man diese bei dem Regen vermutlich untergegangen wären. Dann hob sie den Kopf, legte das Kinn auf die Knie und blickte ohne ein festes Ziel hinaus aufs Wasser.

"Als ich dich das erste Mal gesehen habe, da habe ich mich irgendwie wohl gefühlt, du siehst Yuuji sehr ähnlich, vermutlich deswegen. Wahrscheinlich habe ich darum angefangen dir zu folgen. Mittlerweile hat sich das aber geändert, ich glaube nicht mehr, dass du wie mein Bruder bist... aber das ist schon gut so. Ich mag nicht mehr bei dir sein weil du mich an ihn erinnerst..."

Langsam wanderte der der Blick des Mädchens zurück zu Gabriel, welcher ihr bereits den Rücken zugewandt hatte. Auf ihren Zügen lag bereits wieder das für sie so typische Lächeln unter dem sie versuchte die Tränen verbergen, welche sie zuvor geweint hatte. Immerhin wollte sie doch, dass Gab sie gern hatte und dass er auch einmal lächelte, irgendwann. Und wie sollte man sie denn gern haben, wie sollte sie denn jemand anderen zum lächeln bringen, wenn sie selbst nur weinte, so sagte sie sich. Deswegen würde sie weiter stark sein und nicht von ihrem Ziel ablassen, damit sie es vielleicht auch irgendwann erreichen konnte.

"Ich mag bei dir sein, weil ich Gabriel gern habe! Und mir ist auch egal ob du ein oller Miesepeter bist und ob du mich hasst, ich geb nicht auf!"

So lächelte sie also wieder, weil dieses Lächeln einfach viel besser zu ihr passte es es Tränen taten. Deswegen und weil sie jetzt wieder glücklich war, Yu hatte ihre Zuversicht zurück. Und wenn es schon in Ströhmen regnete, dann würde sie eben an Stelle der Sonne strahlen. Aufgeben kam nicht in Frage!


[An einem kleinen Strand bei Gabriel]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:03 pm

Gabriel

Das war sie. Eine Lügnerin. Eine kleine Schauspielerin, die sich über ihn lustig machen wollte. Was für eine reife Vorstellung das doch gewesen war. Zu viel des Guten am Schluss, so viel, dass es sie verraten hatte. Noch nie hatten die Menschen es lange mit ihm ausgehalten. Und Gabriel hatte es ebenso wenig mit ihnen ausgehalten. Was tat man, wenn die einzige Gesellschaft eine Rasse war, die er verabscheute? Es war eine Rasse, die log und betrug, die andere Rassen quälte. Ihm hatten sie die Flügel gerupft. Wer wusste schon, was sie nicht noch alles verbrochen hatten. Dämonen waren nichts gegen die Wesen, die sich Menschen nannten. Überhebliche Geschöpfe. Sie waren es nicht wert, auf dieser Welt zu wandeln. Ebenso wenig wie er, Gabriel. Aber er war nun einmal hier. Man hatte ihn hier zurückgelassen. Nicht einmal die Gnade des Todes hatten sie ihm gewährt. Nein. Sie hatten ihm die Macht eines Engels entzogen und ihn beinahe so nutzlos gemacht, wie es ein Mensch war. Nur ein paar seiner Kräfte besaß er noch. Doch machte es keinen Unterschied. Schwach war Schwach.
So gesehen war er nicht anders als das Kind. Sie lief ihm hinterher. Er rannte hinter der Wut und der Rache her, hoffte, dass diese sich ihm ergeben würden und er endlich seinen Frieden bekam. Ha. Als wäre es ihm vergönnt, endlich in Ruhe zu leben. Was war es überhaupt für ein Leben in einer solchen Welt? Bald ging sie eh unter, bald würde das Licht erlischen und Dunkelheit kommen. Wenn er nicht das bekam, was er wollte, wieso sollte Shirayuki denn bekommen, was sie wollte?
Sie wollte ihn. Sie wollte ihn in ihrer Nähe. Welch Irrsinn!
Stille breitete sich über dem Strand aus. Nur das leise Plätschern des Regen war zu hören, nur der Wind, der die Bäume der Halbinsel rascheln ließ. Gabriel stand weiter mit dem Rücken zu dem Kind da, die Hände angespannt, das Gesicht zu einer wütenden Maske verzogen. Er lauschte, ob sie aufstand und ihn endlich in Frieden ließ. Ob sie zurück zu den anderen rannte und sagte, dass ihr Vorhaben missglückt war. Doch nichts. Das Kind musste immer noch in dem kalten Sand hocken. Gabriel holte tief Luft und schloss die schwarzen Augen, versank in der Tiefe aus Rot und Schwarz. Warum machte er sich überhaupt Gedanken um das Mädchen? Warum interessierte es ihn, ob sie davon lief oder blieb. Er konnte genauso gut gehen und sie einfach hier sitzen lassen. Die Lügnerin würde alleine zurück bleiben. Das war ihr eine Lehre. Man log nicht. Man betrog nicht. Auch wenn die Wahrheit schmerzte, sie war besser als jeder Frevel.
Einen Schritt machte er, dann begann sie unerwartet zu sprechen. Weder drehte er den Kopf zu ihr, noch ließ er erkennen, ob er ihren Worten lauschte. Immerhin blieb er stehen. Erzählte sie ihm etwa ihre ganze Lebensgeschichte? Er knurrte leise, hielt die Augen geschlossen und starrte durch die geschlossenen Lider in den Wirbel aus Zorn und Schatten.
Er erinnerte sie also an ihren Bruder? Seine Lippen pressten sich leicht aufeinander, die Mundwinkel zuckten, als sie sagte, sie wolle nicht mehr bei ihm bleiben, weil er doch nicht so war wie ihr Bruder. Beinahe hätte er grimmig gelächelt, seinen Triumph still gefeiert. Doch das nächste, was sie sagte, ließ ihn ganz still werden. Sein Körper spannte sich an, seine Hände verkrampften sich. Es war nicht der Zorn, der ihn lähmte. Doch was dann?
Ihm wurde schlecht. In seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Was sagte sie da? Sie wollte bei ihm bleiben, weil sie ihn mochte? Das konnte nicht die Wahrheit sein, das konnte sie nicht ehrlich meinen… Trotzdem…
Er glaubte ihr.
Ein leiser Ton verließ seine Lippen, halb Knurren, halb Ächzen. Langsam drehte er sich zu ihr um. Auf seinem Gesicht spiegelte sich kurz der Ekel wider, den er empfand, als der Regen gegen seine nackte Brust trommelte. Aber es musste sein. Langsam wand er sich aus seiner rot-schwarzen Jacke, ließ diese zu Boden fallen. Er schüttelte das hellbraune Haar, sodass es ihm aus der Stirn fiel und dem Mädchen freie sich auf sein zerstörtes Gesicht gab. Die Narbe begann auf seiner Brust. Links vom Herzen begann sie, zog sich über den Hals und die linke Wange. Über den Nasenrücken, einen Bogen machend. Die rechte Augenbraue war von dem Ungetüm zerfressen worden. Doch nicht nur da zierten die Narben seinen Körper. Gabriel breitete die Arme aus, schluckte den Würgreiz zurück, als er Regen ihn voll erwischte. Brandnarben zierten seine Oberarme, weitere Narben von Schnittwunden wanden sich über die Schultern und den Rücken.
Aus seinen schwarzen Augen starrte er das Kind an, sein Gesicht war nur noch ein einziger Ausdruck von Schmerz.

Das magst du, ja? Das hier magst du? Dieses Ungetüm? Diesen Klotz, dieser Berg aus wertlosem Fleisch?

Seine Stimme zitterte. Sein Magen rebellierte, während die Regentropfen an seiner nackten Haut hinunter liefen. Das Kreuz, welches ihm um den Hals hing, flatterte leicht im Wind, schlug immer wieder gegen seinen Leib, versetzte ihm jedes Mal einen Schock. Er hasste es. Er hasste sich, er hasste seuinen Körper. Er hasste die Berührungen des Regens. Wütend starrte er das Kind an. Warum tat er das? Warum zeigte er ihr all das?

Siehst du die Narben, Kind? Weißt du, woher die Narben stammen? Weißt du, warum ein Monster wie ich auf dieser Welt sein darf? Weißt du, warum ich hier bin? Ihr Menschen habt mich zu dem gemacht. Ihr habt…

Seine Stimme versagte und durch seinen Körper lief ein Zittern. Er konnte es nicht sagen, er konnte nicht darüber sprechen. Allein zu denken, allein sich zu erinnern war schlimm genug.

Weil ich grausame Dinge getan habe, Kind, weil ich meine Seele befleckt habe, haben sie Gabriel den Engel zu einem Gefallenen gemacht. Deswegen bin ich hier. Weil ich zu schlecht für den Himmel war. Und das magst du? Schau mich doch an. Deine Worte sind nichts weiter als Lügen, du weißt es nur nicht.

Jetzt erst ließ er die Arme sinken, der Kopf sackte ebenfalls nach vorne. Er musste tief ein und wieder aus atmen, sonst hätte er sich gleich hier erbrochen. Seine Beine zitterten, als wollte er weglaufen. Doch er blieb stehen. Wieder kroch die Wut in ihm auf und er biss sich auf die Zunge, um den Schmerz zu spüren. Ehe er ging wollte er hören, was sie zu sagen hatte. Er wollte die Angst und den Ekel in ihren kindlichen Augen sehen. Er wollte hören, wie sie zugab, einen Fehler gemacht zu haben. ‚Ein Ungetüm wie dich, so hässlich, so krank, kann ich nicht mögen’. Diesen Satz wollte er hören.

Also“, zischte er, „sag mir, wie hässlich ich bin. Los doch!


( Am Strand || mit Shirayuki )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:05 pm

Nastassia

In einem dieser vorhersehbaren Gossenromane, die so viele Frauen so toll fanden, und für die Stassa nur Verachtung übrig hatte, wäre nun die Feststellung erfolgt, sie und Numiko wären Schwestern im Geiste. Stassa selbst hielt es etwas weniger allumfassend, und stellte fest, dass Numi und sie sich wohl gar nicht so schlecht verstehen würden.

Aber das war bei Weitem nicht Alles. Erleichterung durchströmte sie, als sie mitbekam, dass Numi die Suchaktion für genau so sinnlos hielt, wie Stassa es getan hatte. Kyasha schien jedoch von ihrer Idee so überzeugt zu sein, dass Stassa nicht widersprechen wollte.

»Nein, ich bin so sehr damit beschäftigt, mich vom Wetter nicht komplett desillusionieren zu lassen, dass ich einfach kein Land bei der Suche sehe«. Sie folgte Numis Blicken nicht durch die Gegend, sondern blickte trist gen Himmel, in der Hoffnung, zur Abwechslung einmal einen Sonnenstrahl oder zumindest eine Lücke in den Wolken zu finden. Pustekuchen. »Du sagst es«, stellte sie anerkennend fest, als Numi auf das warscheinliche Scheitern der Suche hinwies. »Aber versuch du mal Kyasha, wenn sie von einer Sache überzeugt ist, davon wieder abzubringen! Ich hätte wohl stundenlang ergebnislos auf sie einreden können!«, seufzte sie. »Mein Vorschlag wäre ja gewesen, man wartet im Trockenen, bis das Wetter sich bessert, aber nein, wir mussten ja unbedingt sofort suchen. Es könnte uns ja jemand die Sonne vor der Nase wegschnappen!« sie grinste leicht über ihren schlechten Witz.

Stassa blicke nun in der Gegend umher. Nur ödes Sumpfland, so weit das Auge sehen konnte. Kein Baum, der einem Schutz vor dem Regen hätte geben können. Allenfalls ein paar traurige Büsche, die aussahen, als würden sie selbst jeden Moment ersaufen. Sie seufzte erneut, und wandte sich wieder an Numi. »Was hältst du davon: Wir suchen uns ein nettes Plätzchen, und ich mache uns ein Feuerchen. Dann können wir uns wärmen, sind vielleicht sogar danach etwas trockener, und weniger vom Regen geplagt, hm?« Sie hoffte, Numi hätte eventuell sogar schon irgendwo einen Trockenheit spendenden Baum gesehen, dachte sich aber, dass dieser hypothetische Baum wohl zu tot sein würde, um noch gut als Unterstand zu dienen. Etwas Nässe mussten sie wohl ertragen. Stassta konnte zwar wunderbare Feuerchen machen, die das Wasser abhalten konnten, aber wenn diese auf längere Zeit bestehen bleiben sollten, so mussten sie einen Halt haben. Andernfalls gingen ihr recht schnell die Kräfte aus.
»Und wenn wir noch einen Topf und ein paar Blätter da hätten, könnten wir uns sogar einen Tee machen«, scherzte sie und grinste, von ihrem wiederkommendem schwarzen Humor ein wenig überrascht.


[IRgendwo auf der Insel mit Kyou und Numi]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:06 pm

Shirayuki

Einen Moment lang hatte das Mädchen Angst, Gabriel würde einfach gehen, würde sie wieder alleine zurück lassen. Dann aber drehte er sich wieder zu ihr um. Obwohl sie nicht wusste, was er jetzt tun würde, ob er nicht womöglich sogar noch wütender auf sie war als zu vor, machte ihr Herz für einen winzigen Augenblick einen Freudensprung. Ganz egal, doch er ging nicht einfach fort! Als Gab dann begann seine Jacke auszuziehen wich ihr Lächeln jedoch einem fragenden Ausdruck. Was hatte er denn nun vor?
Im ersten Moment begriff sie den Sinn hinter seinem Tun nicht, schnell aber verstand Sie. Die riesige Narbe, welche sich über die Brust und das Gesicht des Mannes zog kannte Yu bereits, sie war nicht zu übersehen. Der entblößte Oberkörper gab nun aber die Sicht auf noch unzählige weitere Narben frei, welche Arme, Schultern und Rücken bedeckten.
Kurz spührte Shirayuki etwas in ihrer Brust, was sich wie ein Stich ins Herz anfühlte und sie zusammenzucken ließ. Was aber war es? Etwa der Schock über einen solch entstellten Körper? Ekel oder gar Angst vor diesem Anblick? Nein, das war es nicht. Sie konnte nur einfach nicht fassen was sie sah. Es schien schier unbegreiflich für sie, dass es Wesen geben musste, die ihm solch schreckliche Dinge angetan hatten.
Noch schlimmer aber als all diese Narben war sein Blick, denn das Mädchen konnte sehen, dass Gabriel litt. Und genau das war es, was ihr diesen Stich versetzt hatte, sie ertrug es nicht jemanden leiden zu sehen, der ihr doch am Herzen lag. Um ein Haar hätte ihr das erneut die Tränen in die Augen getrieben, doch sie biss sich schmerzhaft fest auf die Unterlippe um diesen nicht noch einmal eine Chance zu geben.
Sie konnte nicht reagieren als Gabriel sprach, konnte ihn nur entsetzt und ungläubig anstarren. Sie wollte es nicht, sie wollte nicht nur so da sitzen, doch ihr Körper schien wie gelähmt, ihre Stimme wie eingefroren. Sie konnte nichts weiter tun als ihn anzustarren und dem zuzuhören, was er sagte.
Alles kam ihr so unwirklich vor.
Erst als Gab meinte all ihre Worte wären nur Lügen, da gelang es ihr den Blick von ihm zu lösen, ihn zu senken und noch immer regungslos auf den nassen Sand zu ihren Füßen zu starren. Ein Chaos aus Gefühlen tobte in ihr, ihre Gedanken rasten, doch nicht einen einzigen konnte sie länger als den Bruchteil einer Sekunde festhalten. Sie hätte nichts sagen können, also schwieg sie.

Nun wagte sich auch die kleine Füchsin vor, welche die ganze Zeit über etwas abseits gestanden und beobachtet hatte. Schritt für Schritt näherte sie sich dem Mädchen, stuppste sie mit der Nase an und drückte diese dann etwas fester in deren Armbeuge. Langsam wanderte Shirayukis Hand zu dem Tier, berührte leicht das weiche Fell und strich Shattenlied dann sanft über den Kopf. Nach einem kurzen Moment griff sie nach der Weißen, welche dabei völlig still hielt, und hob sie vorsichtig auf den Arm, presste sie fest gegen die Brust. Die Nähe ihrer kleinen Freundin beruhigte Yu wieder, half ihr dieses Chaos aus Gedanken und Gefühlen zu verarbeiten. Und almählich begann sie sich zu entspannen.
Noch ein Augenblick verging, dann ließ die Eisprinzessin den Blick zurück zu Gabriel wandern. Die Füchsin noch immer fest im Arm schüttelte sie leicht den Kopf. Der Ausdruck in ihrem Gesicht hatte sich verändert, wieder hatte das Lächeln zurück gefunden. Kein so strahlendes und fröhliches wie zuvor, sondern ein schwaches, traurig wirkendes Lächeln, aber es wahr ohne zweifel ehrlich.

"Nein,"

meinte sie leise aber doch so bestimmt, dass kein Zweifel an der Richtigkeit ihrer Worte blieb.

"Gabriel ist nicht hässlich... auch kein Monster und ganz bestimmt nicht wertlos, ich mag dich gern."

Widerholte Shirayuki das, was sie schon zuvor gesagt hatte. Es war die Wahrheit. Sie hatte ihn lieb gewonnen. Nicht den Mann der ihrem Bruder ähnelte, sondern den, welcher Gabriel war. Und genau deswegen, weil sie ihn so gerne mochte wollte sie nicht, dass er solche schlimmen Dinge sagte. Sie wollte ihn nicht unglücklich sehen, wollte, dass er nie wieder so sehr leiden musste, das schmerzte sie. Nur wusste sie einfach nicht, was sie dagegen unternehmen konnte.
Eine kleine weile schwieg das Mädchen, stützte den Kopf auf die Knie und wandte den Blick zum Wasser, welches unter den unzähligen Regentropfen Wellen schlug. Dann erhob sie wieder das Wort, mit einer Stimme, welche wohl viel zu sanft und auch viel zu ernst für ein kleines Mädchen klingen musste.

"Du bist auch einsam, oder? Genau so wie ich. Dich hat auch keiner haben wollen... Du machst immer ein ganz böses Gesicht, aber ich denke in Wirklichkeit bist du auch traurig. Ich will das aber nicht, ich will nicht dass du traurig bist, das tut mir weh..."

Ein kurzes Zögern, als müsse die kleine Eisprinzessin zuerst nachdenken, welches durch die eindringliche Aufrichtigkeit in ihren Worten jedoch völlig banal schien.

"Ich bin vielleicht wirklich ziemlich nutzlos und kann nicht viel machen außer einfach da sein, aber das möchte ich gerne. Ich will bei Gabriel sein und für ihn da sein, weil ich will, dass er auch irgendwann einmal lächelt."

Während des letzten Satzen hatte sie wieder zu Gabriel gesehen, hatte ihn mit ihren funkelnden Kinderaugen angeblickt und ehrlich Gelächelt. Ja, ganz genau das war es, was sich die Kleine wünschte. War das denn schon falsch, war das ein zu großer Wunsch? Das wollte und konnte sie nicht glauben. Wenn sie nur fest genug daran glaubte, wenn sie stark war und dafür kämpfte, dass es wahr wurde, dann würde es auch irgendwann geschehen, davon war sie völlig überzeugt. Man hätte es bewundernswert oder auch einfach nur naiv oder dumm nennen können, doch Yu würde sich von ihrem gewählten weg um nichts auf der Welt abbringen lassen, so war sie nunmal.


[Am Strand bei Gabriel]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:07 pm

Numiko

Numiko war definitiv nicht sonderlich glücklich mit der Situation. Nun hatte sie zusätzlich zu dem äußerst unschönen Wetter auch noch Nastassia am Hals, welche ihrer Meinung nach viel zu redselig war. Dabei wäre sie doch eigendlich viel lieber alleine gewesen. Aber selber schuld sagte man da wohl, immerhin war sie es ja gewesen, die meinte es könne ja von Vorteil sein sich den Sonnensammlern anzuschließen. Jetzt stellte sich heraus, dass diese Gruppe nichts als ein Ärgernis waren. Hätte die junge Dämonin nicht in den vergangenen zwei Wochen herausgefunden, dass diese sogenannten Sonnen womöglich in der Lage sein könnten ihre Dämonenkräfte zu befreien, sie hätte wohl schon längst das Weite gesucht.
Nunja, das einmal außer Acht. Jetzt war jetzt und so wie es im Augenblick lief würde sie sicherlich keine der Sonnen finden, nicht durch sinnloses Herumirren bei diesem Wetter. Obwohl sie dank Kyou so gut wie völlig trocken war fror Numi, daher musste sie Stassa wohl Recht geben, egal wie zuwider es ihr war, sie sollten sich erst einmal ein trockenes Plätzchen suchen.
Und allein das dürfte hier schon schwer genug werden...

"Klingt ganz gut, denke ich."

stimmte sie letztendlich also zu.

"Aber hast du eine Ahnung wo es hier auch nur ein paar trockene Quadratzentimeter Erde gibt?"

Eine durchaus berechtigte Frage, denn es gab weder Felsen noch Bäume, die einem hätten Schutz spenden können, soweit Numiko sehen konnte. Natürlich hätten sie sich auch beide unter die Schwingen des großen Wolfes setzen können, das wäre nicht das Problem. Aber was half es den Regen von oben abzuhalten, wenn das Wasser unter einem am Boden teilweise knöchelhoch stand? Wohl gar nichts, oder?
Himmel wie ärgerlich. Hätte man die Wölfin nicht von klein auf Benehmen gelehrt, sie hätte jetzt nur so vor sich hin fluchen können. Was hatte sich diese Kyasha nur gedacht? Da waren Dickschädel und Enthusiasmus wohl größer gewesen als die Vernunft. Genau genommen war es nämlich ihre Schuld, dass sie hier im Regen standen. Aber das würde Numi natürlich niemals laut sagen.
Wie auch immer, nun galt es zu hoffen, dass man erst einmal einen trockenen Unterschlupf fand. Das war ja sowas von lässtig...


[Irgendwo auf der Insel mit ihrem Kyou und Nastassia]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:09 pm

Nastassia

Und erneut gebührte Numi Anerkennung dafür, dass sie den Nerv des Problems getroffen hatte. Trockene Erde, welch ein schlechter Witz in dieser Gegend! Bei gefühlten zehn Litern Wasser, die jede Sekunde herabprasselten, war das wohl nicht viel mehr als eine fromme Hoffnung. Nur dass Stassa so schnell nicht aufgeben wollte. Ihre Miene verdüsterte sich, als sie sich umsah. »Bei allen Göttern, die über die Welt wachen, es muss doch möglich sein, Unterschlupf zu finden?!» fluchte sie in den Regen hinein. Man konnte merken, dass sie schlecht gelaunt war. »Und wenn alles nichts hilft, dann fackel ich halt einen Flecken Boden vom Wasser frei, verdammt nochmal!« Ihre blaue Flammenkrome machte einen kleinen Luftsprung, landete aber Gott sei Dank wieder auf ihrem Kopf, denn alles andere, insbesondere, wenn es einen nassen Kopf von Stassa zur Folge gehabt hätte, hätte eine mittlere Katastrophe ausgelöst. Unter ihrem bösen Blick krümmte sich ein Blatt eines Farns, dem es wohl ein wenig zu heiß geworden war. Forschend suchte sie ihre Umgebung ab. Ein paar Schritte in Richtung der Küste – also jenem endlos langem Abschnitt, der von Feuchtwiese und Morast über Sumpf wohl irgendwann ins Wasser führen musste – sah sie einige große Steine, die als Sitzgelegenheiten dienen mochten. Stassa deutete auf die beiden Felsen.
»Probieren wir es da. Ich brenne das Wasser von der Oberfläche weg, dann müsste es trocken genug sein«, und schon lief sie los, darauf vertrauend, das Numi ihr gleich folgen würde.

An den Steinen angekommen, frohlockte sie. Nicht nur, dass man dort tatsächlich gut sitzen konnte, nein, zwischen ihnen war auch noch ein Busch, der sich vorzüglich als Brennmaterial eignen würde. Stassa ging sogleich ans Werk, spürte, als sie das Feuer schürte, wie die Wärme sie von innen durchströmte, legte die Hände kugelförmig aufeinander, und ließ eine Feuerkugel heranwachsen. Dieses Feuer war, anders als das auf ihrem Kopf, ein heißes Feuer, das hieß, sie musste höllisch aufpassen, damit sie ihre Finger nicht verbrannte. In früheren Jahren war ihr das noch sehr häufig passiert, aber wie man zu sagten pflegte: ›Schmerzen machen klug.‹ Der Feuerball, nur noch von ihrem Geiste gehalten und gelenkt, strich über die beiden Felsen, und eine große Wolke Wasserdampf stieg auf. Stassa grinste bei dem Anblick. Als beide Felsen trocken genug waren, um sich hinzusetzen, suchte sie sich den erstbesten aus, setzte sich, und ließ den Feuerball genussvoll auf das Buschlein hinabsinken. Auch diese dampfte und zischte kräftig, die Zweige begannen zu glühen, und das ganze Ding fing Feuer. Stassa grinste noch ein bisschen mehr, und löste die mentale Bindung zu ihrem Feuerball, der sich nun knisternd und wärmend daran machte, das kleine Buschwerk genüsslich zu verspeisen.

Stassa streckte die Hände in Richtung Feuer aus, und genoss das wohlige Gefühl der Wärme, die in ihre halberfrorene Fingerspitzen strömte. In ihrem Gesicht setzte sich ein zufriedenes Lächeln fest, und ihre verkrampften Muskeln entspannten sich ein wenig. Ihr Gehirn vollbrachte die Glanzleistung, das Regengeprassel zu ignorieren, und stattdessen nur Stille warzunehmen. Welch ein Genuss, an einem deart verkorksten Tag! Allerdings ärgerte sie noch einiges. Dass ihr Rücken frohr, zum Beispiel. Oder dass ihre Schuhe so voller Wasser waren, dass ihre Füße schwammen. Nicht zu vergessen, Kyashas Enthusiasmus, den sie an den Tag gelegt hatte, um nur keinen Tag Suche auszulassen. Doch das Feuer wollte sie sich von diesen Kleinigkeiten nicht vermiesen lassen. Sie sah Numiko an, und wartete, ob sie ein Gespräch beginnen wollte, oder ob sie es zu schweigen vorzog.


[Auf der Halbinsel mit Kyou und Numi]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:11 pm

Numiko

Numiko seufzte erneut - was sie in letzter Zeit auffällig oft tat - als Nastassia begann vor sich hin zu schimpfen. Herrje, dieser schrecklich ärgerliche und lässtige Tag wollte und wollte einfach nicht besser werden. Nicht nur dass es diesen ekelhaften Ort und dieses ekelhafte Wetter zu ertragen galt, nein, dazu musste man es auch noch mit dieser für Numis Geschmack viel zu geschwätzigen Feuermagierin aushalten, deren Laune scheinbar gerade in den Unmengen an Wasser ertrank. Dabei war doch auch ihre eigene Laune bereits ziemlich nahe am Nullpunkt angelangt, also eigendlich kein Grund sich über andere zu beklagen. Eigendlich...
Recht lange bekam die Dämonin jedoch nicht die Gelegenheit sich über die momentanen Umstände zu ärgern. Es schien als hätte Nastassia etwas brauchbares gefunden, denn gerade hatte sie Numi auf zwei Felsen aufmerksam gemacht, da verschwand sie auch schon in die entsprechende Richtung. Noch immer etwas unglücklich mit der Situation deutete die junge Wölfin ihrem Partner Kyou mit einem Kopfwink an ihr zu folgen, dann stapfte sie der Rothaarigen hinterher.
Bei Stassa und den Felsen angekommen beobachtete Numi mehr oder weniger interessiert, wie diese eine Feuerkugel entfachte und begann mit eben dieser die Steine zu trocknen. Zugegeben, die Feuermagierin war ziemlich geschickt mit ihrem Element, dass hatte schon die schützende Feuerkrone auf ihrem Kopf bewiesen, deren Zweck Numi erst bei genauerem darüber nachdenken bewusst geworden war. Früher war auch sie selbst eine Meisterin im Umgang mit ihrem Element, dem Wind gewesen, welchen sie so sehr liebte. Nach der Versiegelung hatte sich dies aber geändert, heute war ihre einstige Fähigkeit zu einer Gefahr für sie selbst geworden, griff sie darauf diese zurück. Ein für sie schmerzlicher Wandel. Aber nein, jetzt war nicht der Zeitpunkt sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Als Nastassia allem Anschein nach fertig mit dem Bearbeiten der Felsen war trat auch Numiko zu ihr und setzte sich auf einen der beiden Felsen. Hinter ihr brachte sich auch Kyou in eine für ihn bequeme Position, legte sich so, dass er die große Schwinge weiterhin über seine Herrin halten konnte um diese vor dem nicht enden wollenden Regen zu schützen. Seinen Platz hatte er so dicht bei ihr gewählt, dass sich seine Freundin gemütlich an den mächtigen Körper lehnen konnte während das große Haupt des Wolfes neben ihr auf dem Felsen ruhte.
Zärtlich strich Numi ihrem treuen Begleiter über die weiche Nase und meinte dann so sanft, wie sie nur mit ihrem Partner sprach:

"Entschuldige dass du dort so im Nassen liegen musst mein Großer."

Dieser aber brummte nur leise als Zeichen, dass es ihm nichts aus machte. Er diente seiner Herrin gerne.
Dadurch beruhigt schloss die junge Dämonin ihre unergründlichen Seelenspiegel und schmiegte sich nun doch sehr zufrieden an den weichen, grauen Pelz. So sehr wie sie die Nähe anderer ablehnte genoss sie die von Kyou, der schon seit so langer Zeit an ihrer Seite war. Dabei vergaß sie beinahe alles was sie ärgerte, die Kälte, das Wetter und auch Nastassia, die nur ein kleines Stück weit neben ihr saß.


[Bei Stassa auf der Halbinsel/ schmiegt sich an Kyou und macht es sich bequem]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:14 pm

Gabriel

Er wollte hören, wie sie sagte, dass er hässlich war. Er wollte ihre Flüche hören, den Klang ihrer vor Ekel triefenden Stimme in sich aufnehmen und das Feuer des Hasses schüren. Er wollte ihre Abscheu in sich aufnehmen und immer tiefer im Schwarz versinken. Nichts anderes hatte er verdient. Sie sollte ihn nicht mögen. Sich durfte ihn nicht mögen. Allein der kleine Funke von Hoffnung reichte aus, um ihm Schmerzen zu bereiten. Das durfte einfach nicht passieren. Litt er denn nicht schon genug? Musste er auch noch dem Kind wehtun, indem er ihr nicht das geben konnte, was sie von ihm wollte?
Seine Augen weiteten sich. Was dachte er da? Machte er sich etwa Sorgen um das Kind? Um ein nutzloses Stück Menschenfleisch? Fester biss er sich auf die Zunge. Der Schmerz hatte ihm noch immer geholfen, die lästigen Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben. Bis jetzt hatte es jedes Mal geklappt. Er richtete die kalten Augen auf das Mädchen, versuchte, alle anderen Eindrücke auszublenden. Versuchte nicht daran zu denken, dass sich die Regentropfen auf seiner Haut anfühlten wie Hände, die an seinen Armen, an seiner Brust und an seinem Rücken hinunter strichen. Er versuchte, nicht die Vergangenheit hochkommen zu lassen.
Er konnte etwas in ihren Augen sehen. Er sah die Tränen, die aufsteigen, aber nicht hervorbrachen. Er sah, wie sie sich auf die Lippe bis, um nicht zu weinen.
Sah er so schrecklich aus?
Natürlich sah er das! Sein Körper war entstellt. Die Narben waren da, würden nie wieder weggehen. Er trug sie für immer. An den Armen die Brandnarben, an der Brust und im Gesicht die Schnittwunde, an seinem Rücken die zwei Narben, ähnlich den Brandnarben. Dort, wo seine Flügel gewesen waren. Dort, wo man sie ihm herausgerissen hatte. Feder für Feder, Sehne für Sehne. Mit Flammen, mit Gewalt. Mit dem kalten, harten und atemlosen Lachen im Nacken.
Gabriels Körper zitterte heftig. Unter ihrem Blick wand er sich. Dann endlich, endlich wandte sie die Augen von ihm ab und sah auf den Sand vor ihren Füßen. Gabriel jedoch konnte den Blick nicht von ihr wenden. Er wollte ihre Worte hören, er musste sie hören, damit sein Körper sich wieder bewegen konnte. Damit er raus aus dem Regen konnte, aus dem Regen, der sich anfühlte wie die Berührungen der Männer…
Er blinzelte und sah zu, wie sie den Fuchs in ihre Arme zog. Das Tier schien sie zu beruhigen, schien sie vergessen zu lassen, wie grauenvoll das Bild seines Körpers war. Ha. Sie hob den Blick und… lächelte? Gabriel zuckte vor diesem kleinen Lächeln zurück, machte einen Schritt nach hinten und starrte Shirayuki fast ungläubig an.
Während sie sprach, stand er da, blickte das Kind an. Das Kind, dass ihn verwirrte, dass ihn… Er wusste nicht, was er bei ihren Worten empfand. Sie glaubte, dass er einsam war, dass er traurig war. Sie sagte, dass es ihr wehtat, ihn traurig zu reden.

Blödsinn, Blödsinn…

Er zischte die Worte zwischen den zusammen gebissenen Zähnen hervor. Sie mochte ihn? Ach? Sie kannte ihn doch gar nicht! Sie sagte, sie wollte bei ihm sein, für ihn da sein. Wollte sie nachts an seinem Bett sitzen und ihn trösten, wenn er wieder einen der Träume hatte? Wollte sie die Prügel einstecken, die er nicht zurückhalten konnte? Wollte sie zusehen, wie er jemanden umbrachte, nur weil derjenige ihn anfasste? Wollte das Kind wirklich die schwarze Seele Gabriels erdulden?
Gabriel schüttelte den Kopf und griff sich die Jacke vom Boden. Am liebsten hätte er sich vorher mit den Händen die Regentropfen von der Brust gewischt, doch er hielt inne, ehe seine Finger die Haut berührten und schlüpfte in die Jacke. Der Stoff fühlte sich nass an, kalt an und klebte ihm am Leib. Wieder stieg Übelkeit in ihm auf. Ha, vermutlich würde er das Kind abschrecken können, indem er sich hier vor ihr übergab und das bisschen Nahrung, das er sich erlaubte, wieder verlor. Der Apfel, den er sich gestern gegönnt hatte. Auch wenn sein Magen nach mehr verlangte, das Risiko war zu groß, dass er bei einer flüchtigen Berührung eines anderen den Inhalt wieder hervorbrachte. Zudem hielt ihn der Hunger von den Gedanken ab.
Er zog die Kapuze wieder über die hellbraunen Haare und warf dem Kind noch einmal einen Blick zu.

Ich lächle nicht. Und ich bin einsam, weil ich einsam sein will. Weil ich dumme, kleine Menschen nicht ertrage. Weil ich Leute wie dich, nicht ausstehen kann! Weil ich es nicht abkann, wenn mir jemand auf die Nerven fällt und glaubt, er würde mich kennen! Was weißt du denn schon? Du weißt gar nichts! Du hast keine Ahnung, was passiert ist, was… Du sitzt da mit deinem Fellvieh, du sagst, du magst mich. Was kannst du denn schon mögen? Wenn du kein Kind wärst, hätte ich dich für seine Aufdringlichkeit schon längst um die Ecke gebracht. Merke dir eins…

Er hatte geschrieen, aber die letzten zwei Sätze waren ruhig aus ihm herausgekommen, ohne ein Zittern, ohne das gestellte Knurren. Es waren ganz die Worte Gabriels, die Worte mit der Engelsstimme, die doch aus dem Teufel kamen.

Wenn du dich nicht von mir fern hältst, dann werde ich keine Gnade mehr kennen.

Mit den Worten wandte er sich ab und ging den Strand hinauf. Solange er in ihrem Sichtfeld war, ging er. Doch sobald die Bäume ihn verschluck hatten, begann er zu rennen. Sein Magen rebellierte, sein Kopf schmerzte. Alles an ihm war ein einziger Schmerz. Sein Herz krampfte sich zusammen und er rannte noch schneller. Warum tat es ihm Leid, dem Kind sowas gesagt zu haben? Es war die Wahrheit, er hatte ihr Gnade erwiesen.
Aber, konnte er sie wirklich töten?


( Rennt nach einem Gespräch mit Shirayuki in den Urwald )
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:19 pm

Shirayuki

Noch eine ganze Weile lang blieb das Mädchen in dem Nassen sand sitzen, presste die Füchsin fest an sich und sah dort hin, wo Gabriel verschwunden war. Es war eine Mischung aus Kummer und Zorn, welche sich in ihr ausbreitete. Sie wusste nicht ob sie lieber traurig oder wütend sein sollte. Traurig darüber, dass er sie noch immer so sehr abzulehnen schien oder lieber wütend darüber, dass er einfach davon gelaufen war und sie erneut alleine hatte sitzen lassen.
Shirayuki hatte recht lange über seine Worte nachgedacht, vor allem über die letzten. Wäre sie kein Kind mehr, so meinte er, hätte er sie längst um die Ecke gebracht und dass er keine Gnade mehr mit ihr kennen würde, wenn sie sich nicht von ihm fern hielt. Ohne zu zögern hatte sie ihm jedes Wort geglaubt und dennoch hielt sie an ihrer Überzeugung fest. Obwohl sie ihm glaubte, dass er jeder Zeit dazu in der Lage wäre sie zu töten verspührte das Mädchen weder Abneigung noch Furcht. Sie wollte noch immer bei ihm sein, daran hatte sich nichts geändert und daran würde sich auch nichts ändern, ganz gleich was Gabriel sagte.
Langsam erhob sich die junge Eisbändigerin und setzte Schattenlied vorsichtig neben sich in den Sand. Nochmal warf sie einen Blick zum Wasser, welches sich unter der Wucht tausender Regentropfen unruhig hin und her warf, seufzte dann und folgte langsam in die Richtung in welcher Gab verschwunden war. Sie brauchte sich nicht zu beeilen, denn er hatte wohl bereits so viel Vorsprung, dass sie ihn alleine durch Schnelligkeit unmöglich einholen konnte. So trottete sie also langsam den Strand entlang, die weiße Füchsin mit etwas Abstand hinter sich.
Doch das hieß noch lange nicht, dass Yu aufgab, daran würde sie nicht im Traum denken. Wenn er glaubte er könnte sie so einfach abschrecken in dem er solch böse Sachen zu ihr sagte, dann hatte er sich ziemlich geirrt. In den Augen des Mädchens gehörte Aufrichtigkeit zu einer der wichtigsten Dinge im Leben und so war auch jedes ihrer Worte wahr gewesen. Sie wollte bei ihm sein, ganz egal was passierte, dafür war sie jeder Zeit bereit einzustehen. Was auch immer er sagte oder tat, sie würde ihm weiter folgen.
Während sie so lief gingen ihr ein weiteres Mal Gabriels Worte durch den Kopf. Wütend stampfte die Eisprinzessin durch die aufgewühlte Erde, dass es nur so spritzte. Immer mehr wuchs der Zorn auf diesen dummen Kerl in ihr. Wie konnte er nur so.. so..?
Natürlich hatte er Recht, Shirayuki wusste rein gar nichts. Sie wusste nichts über ihn, wusste nichts über seine Vergangenheit und all das, was er hatte durchmachen müssen. Aber woher sollte sie das denn auch, wenn er sich so sehr verschloss? Das war etwas, das nur Gabriel tun konnte. Nur er konnte entscheiden, ob jemand etwas über ihn wissen durfte oder nicht. Doch dann sollte er doch auch nicht darüber schimpfen, dass Yu ihn nicht kannte, wenn er ihr nicht die Möglichkeit gab ihn kennen zu lernen. Sie wollte es doch!
So völlig in ihrer Wut und der verzweifelten Ratlosigkeit versunken schlug sie mit einem festen Hieb und einem wütenden Aufschrei gegen den Stamm eines Baumes welcher zu seinem Pech gerade dort stand wo Yu lief. Es dauerte nur wenige Sekundenbruchteile bis von ihrer Hand ausgehend hinauf in die Baumkrone jeder Millimeter Holz völlig zu Eis geworden war und der komplette Baumriese laut krachend in tausend Teile zersprang.
Erschrocken über ihr eigenes Tun machte das Mädchen einen Satz zurück und entkam dadurch gerade noch einem herabstürzenden Eisbrocken. Einem weiteren, kleineren entkam sie jedoch nicht und der messerscharfe Eisdolch bohrte sich ein Stück in ihren Arm. Erschrocken wich sie noch ein Stück weiter zurück. Erst als das komplette Gebilde in sich zusammen gestürzt war wagte es das Mädchen wieder unaufmerksamer zu werden und zog das Stück Eis unter lauten Fluchen wieder aus ihrem Unterarm.

"Scheiße verdammt!"

Noch immer etwas fassungslos starrte sie auf die Überreste des völlig zerstörten Baumes. Was hatte sie nur angerichtet? Genau aus diesem Grund war sie stets so bemüht stark zu sein und niemals die Kontrolle zu verlieren. Ihre Fähigkeit war viel zu mächtig! Sie hätte ein Segen sein können, für Shirayuki aber war sie wie ein Fluch, eine Gefahr. Sie konnte ihre Kräfte einfach nicht beherrschen, so dass es immer wieder vor kam, dass sie auf ihre Gefühle reagierten und völlig außer Kontrolle gerieten. So wie gerade eben.
Ärgerlich presste das Mädchen die Hand auf die Wunde an ihrem rechten Unterarm, in dem Versuch zu verhindern, dass es allzuviel blutete. Es klappte nicht.

"So ein Mist, ich schaffs nicht mal das runter zu kühlen! Mist! Mist! Mist!"

Ja, wäre Yu besser im Umgang mit ihren Kräften, so hätte sie ihren eigenen Körper soweit herunterkühlen können, dass die Verletzung auf der Stelle aufgehört hätte zu bluten. Aber da sie das nicht konnte musste sie sich eben etwas anderes einfallen lassen. Schnell löste sie das Tuch welches sie als eine Art Gürtel um die Hüften trug und wickelte es fest um ihren Arm. Das war zwar nicht sonderlich professionell aber vorerst würde der behelfsmäßige Verband reichen müssen.
Wunderbar, nun war ihre Laune wieder so richtig auf dem Tiefpunkt. Es war nicht einmal der überraschend starke Schmerz der sie im Moment hätte in den Wahnsinn treiben können sondern Wut und Scham über ihre eigene Unfähigkeit. Darüber, dass sie schon wieder die Kontrolle verloren hatte. Scheiße!
Den besorgten Blick von Schattenlied tunlichst ignorierend stapfte Shirayuki weiter durch den Schlamm. Das Gefühl der nassen Erde an ihren Füßen war mehr als nur unangenehm, richtig ekelhaft. Die ganze Zeit über fluchte die Eisprinzessin vor sich hin, darüber, dass Gabriel so ein Dummkopf war, dass er sie wieder alleine gelassen hatte, darüber dass sie so unfähig war und ihre Fähigkeit hatte außer Kontrolle geraten lassen, dass ihre Verletzung verdammt weh tat, darüber dass es ohne Unterlass regnete und darüber dass ihre Schuhe schon vor Stunden irgendwo im Morast zurück geblieben waren, himmel sie hatte doch nur das eine Paar!
Dennoch kam Yu nicht eine Sekunde auf die Idee einfach unzukehren und zum Lager zurück zu gehen, ganz nach dem Motto: Jetzt erst recht! Wenn schon sonst alles schief ging, dann würde sie jetzt zumindest Gabriel finden, ganz egal ob sie dafür noch einmal quer über die ganze Halbinsel laufen musste. Da war es wirklich praktisch, dass sie die feine Nase von Schattenlied bei sich hatte. Zwar tat sich sogar diese bei dem Regen schwer eine Witterung aufzunehmen, doch irgendwie klappte es doch. Bisher folgten sie ganz sicher Gabriels Spur.
Immerhin ein Lichtblick...


[Ist aus verschiedenen Gründen bocksauer und folgt Gabriel]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:28 pm

Nastassia

Nun hatten sie es sozusagen geschafft. Beide waren vor dem Regen recht gut geschützt, Stassa durch ihre Krone, Numi durch ihren Wolf. Beide konnten sie die Wärme des Feuers genießen. Und beide schienen genüsslich diese Wärme in sich aufzusaugen, und nichts sagen zu wollen. Auch recht, dachte sich Stassa, als sie sah, wie Numi sich an ihren Wolf lehnte und die Augen schloss. Träum etwas schönes, und genieß deine Ruhe, Wärme und Trockenheit. Das Feuer wurde stärker und wuchs, je mehr es von dem armen Büschlein zehrte, für das Stassa allerdings kein Mitleid aufbringen konnte. Es würde wohl noch eine Zeit lang brennen, dann müssten sie sich etwas neues einfallen lassen. Zum Hetzen bestand kein Grund.
Stassa beobachtete Numi noch ein Weilchen, bis es klar war, dass sie nichts zu sagen hatte, und lieber an ihren Wolf gekuschelt blieb – eine Tatsache, die ihr Stassa keineswegs verübeln konnte –, und ließ dann ihren Blick wieder einmal in dier Umgebung schweifen. Zur einen Seite sah sie die durchnässte Landschaft, durch die sie hierher gelangt waren; zur anderen Seite begann ein Gelände, das man besser nur mit guten Schwimmkünsten betrat. (Und nur, wenn man keine Angst vor Schlingpflanzen im Wasser hatte.) Kurz fixierten ihre Augen einen Punkt; hatte es dort geleuchtet? Nein, es war sicher nur die Spiegelung des Feuers, auf der Wasseroberfläche gewesen. Trübselige Gegend. Keine Pflanze, die sich traute höher als buschgroß zu werden, außerdem sah man ob des Regens nicht sonderlich weit. Vielleicht, schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, war Kyashas Idee ja gar nicht so dumm gewesen, denn nach einer Besserung des Wetters sah es nicht aus. Und ob sie heute oder morgen nass würden, blieb sich egal. Sie seufzte, schloss die Augen, den Regen ausblendend, und ließ sich in einen kurzen Tagtraum fallen. Sie sah das Reich des Feuers vor sich, und innerlich jubelte ihr Herz bereits, als es daran dachte, hier die Sonne zu suchen. Ein Tropfen, der auf ihrem Handrücken landete, beendete den Traum jäh, und sorgte für einen kleinen Fluch, der Stassas Mund verließ, sowie eine Dampfwolke, die zischend von ihrer Hand aufstieg. Sie erschrak plötzlich, als sie eine innere Stimme vernahm: »Zügele dein Temperament!«, rief diese sehr streng. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass sie die Stimme einem ihrer alten Meister gehört hatte. Er hatte sie oft (und meist vergeblich) dazu angehalten, sie möge sich zurückhalten, ihren Ärger zügeln, und überlegt handeln. Das war der Hitzköpfin immer schwer gefallen. Und schließlich hatte er – man konnte nicht sagen, entnervt, aber zumindest enttäuscht – das Handtuch geschmissen, und sie ihres Wegesgeschickt. Seither fiel es ihr – Ironie der Geschichte – zunehmend leichter, Ärger auch einmal zu unterdrücken. Doch um von echtem Erfolg zu sprechen, war es noch zu früh.
Sie blickte erneut etwas gelangweilt um sich, und sah – welch Wunder! – ein nicht-amphibisches, nicht-pflanzliches Lebewesen. Ein kleiner Otter, vom Regen sichtlich unbeeindruckt, schwamm, einen noch kleineren Fisch, der zu zappeln aufgegeben hatte, im Munde haltend, durch die Grenze zwischen Sumpf und Wasser, wohl auf der Suche nach seinem Heim. Stassa beobachtete ihn interessiert, und beneidete ihn für seine Fähigkeit, in dieser Nässe leben zu können. Ihre Gedanken liefen davon, und landeten bei der Sonne. Ob die bewachende Seeschlange nur gegenüber Menschen bösartig war? Oder, besser gesagt, gegen alle, die ihr an die Sonne wollten? (Denn, wie ihr schnell einfiel, echte Menschen waren bei den Sonnensammlern zahlenmäßig die schwächste Gruppe.) Oder mussten sich auch die wilden Tiere des Sees und der Insel vor ihr in Acht nehmen? Im letzten Falle, durfte man sich wohl keine allzu großen Hoffnungen machen, versehentlich an dieser Stelle auf die Sonne zu stroßen, denn sonst hätte der Fischotter kein schönes Leben gehabt. Ließ die Schlange aber unbescholtene Geschöpfe in Ruhe, so waren sie immer noch keinen Schritt weiter. Nun, egal wo die Sonne sein mochte, Stassa sendete ein Stoßgebet an welche Geister auch immer sich angesprochen fühlen wollten, dass die Suche bald erfolgreich sei. Ein neuer Blick gen Himmel (ein großer Fehler), und die Hoffnung schwand. Er hatte die selbe mausgraue Farbe, wie die letzten drei Tage. Dass es möglich war, in den Wolken so viel Regen unterzubringen! Enttäuscht lehnte sie sich vorwärts, auf das Feuer zu. Wenigstens auf dessen Wärme war verlass.


[Mit Numi und ihrem Wölfli irgendwo an der Küste der Halbinsel mitten in extrem sumpfigen Gelände auf zwei Felsen sitzend.]
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BeitragThema: Re: Die Sonne des Wassers   Die Sonne des Wassers EmptyMi Dez 16, 2009 3:30 pm

Alexej

Wie sollte man mitten in der Pampa ordentlich arbeiten? Es war zum Haare raufen. Zum schreien, zum weglaufen. Das würde er sicher bald tun, wenn sie nicht schnell die Sonne fanden und endlich in eine Stadt kamen. Die Gruppe war wirklich nicht auf einer Wellenlänge mit ihm. So herzensgut, allesamt. Setzten sich für das Wohl der Welt ein. Igitt. Wie konnte man nur ehrlich sein, freundlich und immer höflich sein? Diese Kyasha war wirklich die Schlimmste. Halt, er drehte sich im Kreis. Das hatte er doch eben schon gedacht?
Der Rothaarige murrte leise in sich hinein. Es musste der Hunger sein, der ihn durcheinander brachte. Er brauchte eine Seele. Etwas kleines, einen Happen. Hatte er nicht ein Kind bei der Gruppe gesehen? Irgendwer musste doch geheime Wünsche haben, Träume haben. Es würde Mühe und viel Arbeit kosten, diese Wünsche aus den anderen herauszukitzeln, aber es lohnte sich. Nahrung in Form einer Seele war fast jeden Aufwand wert. Ohne würde er bald nicht mehr der Teufel sein, sondern in der Hölle schmoren. Tot sein war keine gute Alternative.
Seine Arme schlossen sich fester um die Tasche, die unter seinem roten Hemd steckte. Er zog die Beine dichter an den Leib und starrte in die regenreiche Gegend. Dann horchte er auf. Oh, das hatte ihm gerade noch gefehlt. Die Nonne kam daher, der kleine Fehler in seiner ach so perfekten Rechnung. Mit dem Stiefel stieß sie ihn an, aber er verzog keine Miene, zeigte nicht, dass er es überhaupt bemerkt hatte. Langsam drehte er ihr den Kopf zu. Seine Augenbrauen wanderten in die Höhe und ein Grinsen legte sich auf das Gesicht.

Ist unsere stark Gläubige nun unter die leichten Mädchen gegangen? So freizügig, meine Güte. Schämst du dich nicht? Ich habe ja gehört, die meisten Huren haben rote Haare, weil eine Hexe niemals einem anständigen Beruf nachgehen würde.

Mit dieser kleinen Stichelei überging er einfach ihre Bemerkung, er wäre nun ein nasser Pudel. Sie hatte Recht. Alexej zuckte nur kurz mit den Schultern und rückte die Tasche unter seinem Hemd zurecht, da das Leder etwas an seiner nackten Brust scheuerte. Leider war unter seinem Hemd der einzig trockene Platz. Die Papiere würden verschmieren, die Tinte zerlaufen und das Pergament gänzlich unleserlich werden. Kein guter Gedanke. Seine Aufzeichnungen waren für ihn ein Heiligtum. Die Karten hatte er in jahrelanger Arbeit zusammen gesucht. Das würde er nicht einfach der Witterung überlassen.
Ein Seufzen erklang. Ihre Aufforderung ermüdete ihn.

Geh beten, ich bin nicht in Stimmung um mich mit Leuten, die Stimmen hören, auseinander zu setzen. Gott spricht zu dir? Der Herr weiß nicht einmal, dass du existierst, Liebchen. Gott mag keine Rothaarigen. Das ist die Haarfarbe des Teufels. Reicht das nicht als Beweis?

Wie sollte er ihr auch schon beweisen, dass er der Teufel war? Wenn sie es nicht sehen wollte. Er log und betrog, er stahl Seelen. Was gab es denn da nicht zu glauben? Und das von einer, die an etwas glaubte, wofür es keinerlei Beweis gab. Das war doch nun wirklich lachhaft.
Ein Grummeln ertönte und die roten Augen mit den geschlitzten Pupillen wanderten nach unten. Er betrachtete seine Arme, hinter denen die Tasche war. Dahinter befand sich sein Magen, der sich nun leise meldete. Wie lange würde er ohne eine Seele auskommen? Vielleicht noch eine Woche, danach würde er mehr oder weniger auf dem Zahnfleisch kriechen. Die Zeit arbeitete gegen ihn.


( Unter einem Baum x|x Anyanka )
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